“Ich weiß nichts” ist der wahre, glückseligmachende Seinszustand!
Wir erinnern uns vielleicht nicht mehr wie all die vielen Konditionierungen auf uns eingeprasselt sind, die heute unser Leben bestimmen.
Da hingen irgendwelche lächelnden Gesichter über dem Kinderwagen und haben uns erzählt: “Na Du bist aber ein Süßer”. Wir lernten schließlich die Sprache und die Bedeutung von Worten. Unser Ego begann, aus dem einströmenden Geplapper Formen anzunehmen. Wenn wir etwas nach der Ansicht anderer gut gemacht hatten, gab es ein egostärkendes Lob. Wenn wir etwas nach der Meinung anderer schlecht gemacht hatten, wurde wieder an unserem Ego herumgezerrt. Erst schenkte man uns ein Ego, dann trampelte man darauf herum. Nicht sehr logisch, aber eine der Spielregeln des menschlichen Werdegangs in der industrialisierten Gesellschaft.
In den Jahren der Schulzeit und des Lernens (Speicherns) haben wir emotional nicht viel dazu gelernt. Wir haben nur immer und immer wieder emotional spüren dürfen: Wenn ich etwas nicht weiß, muss ich es lernen. Wenn ich etwas nicht weiß, blamiere ich mich vor anderen. Jetzt war das Ego bereits recht gut entwickelt. Die Illusion, dass wir ein “Ich” seien. Das “Ich”, das wir meinten zu sein, kam nun ständig in Bedrängnis. Denn dies galt es jetzt zu schützen und zu verteidigen. Es war ja ein Eigentum geworden.
Wie schön war die Zeit, in der man sich einfach nur mit Freunden treffen, die Grashüpfer auf der Wiese beobachten oder auf irgendwelchen Baustellen herumklettern konnte. Auch wenn da das Schild “Betreten verboten! Eltern haften für ihre Kinder” stand.
Die “Gruppendynamik” hat uns weiter in die “Ich”-Illusion gedrängt. Man wollte unbedingt dazu gehören. Man wollte kein “einsames Ich” sein. Nein, man wollte der Gruppe angehören. Also passte man sich Regeln an. Und den Konditionierungen und Vorstellungen, denen wir tagein tagaus ausgesetzt waren. Bloß nicht auffallen. Bioarchaische Gefühle spielten hier mit. Durch den Ausschluss aus der Gruppe waren unsere biologischen Vorfahren den Säbelzahntigern ausgeliefert. Der Ausschluss aus der Gruppe war für einen Steinzeitmenschen somit der fast sichere Tod. Diese Überlebensmechanismen sind in unserem Bioorganismus noch immer vorhanden. Kriege haben weiter das menschliche Verhalten konditioniert. Angst in tausenden von Facetten will das Sterben verhindern und uns vor Schmerzen bewahren. In einer Welt internationaler Medien und der damit verbundenen Horrornachrichten werden unsere Konditionierungen jedoch übertriggert. Nicht physisch vorhandene Gefahren (Horrornachrichten von überall auf der Welt) stoßen somit permanent Angstprozesse an. Adrenalin und Cortisol überschwemmen den Körper und vergiften ihn. Rd. 1.000 Adrenalinstöße pro Tag kann der heutige Mensch haben. Und dabei sitzt er vielleicht nur fast regungslos vor der virtuellen Welt seines Computers und in Wahrheit passiert gar nichts in seiner eigentlichen Realität. Wahrnehmung und die Konditionierung sind jedoch entscheidend. Die unterschwelligen Mechanismen können nicht unterscheiden zwischen einer nur im Kopf vorhandenen und einer realen Gefahr!
Während unserer ganzen Schulzeit wurde uns nun erzählt, dass wir lernen müssten, damit mal was aus uns wird. Hinter diesem Appell steckt eine interessante Überzeugung. Nämlich, dass wir ohne Schulwissen wohl keinen Wert haben und nichts erreichen können. Gleichzeitig ist da ja unser konditioniertes “Ich”, das aber Wert haben will.
Wissen haben zu müssen ist somit eine äußerst starke Konditionierung. Und einer der Gründe, weshalb unser “Ich” auch ständig am Schnattern und Kommentieren ist. Ob wir gemütlich durch die Natur schlendern oder durch die Stadt laufen… immer schwirren Gedanken herum und lenken unsere Aufmerksamkeit von der einzigen Realität ab, dem JETZT.
Die heutige Politik und viele Unternehmen basieren nur auf “Ego-Spielchen”. Hier re(a)gieren Wesen in Rollen, die sie nicht als Rollen erkennen. Auch die Mächtigen dieser Welt sind Opfer ihrer Rollen. Genauso unglücklich wie jeder andere auch, der destruktive Konditionierungen verinnerlicht hat.
Glückselig kann nur der sein, der alles Wissen, sein ganzes “Ich” und alle seine Rollen loslassen kann. Hätte man uns als Kleinkindern nicht ein Ego aufgeschwatzt, hätten wir auch entspannt, vielleicht sogar glücklich, jederzeit zu unserem Lehrer sagen können: “Ich weiß nichts.” Und wir hätten dann vielleicht nur geschmuntzelt, wenn der Lehrer aufgrund seiner Ansprüche an uns sich geärgert hätte.
Einfach loslassen. Nichts wissen. Einfach da sein, wo man ist. Einfach sein.
Das ist IM JETZT SEIN. Glückseligkeit.
@Andreas Matthis