Sternstunden.
Besondere Momente.
Für mich sind das oft die Augenblicke im Leben, wo ich etwas verstehe.
In einem dieser hellen Momente habe ich verstanden, dass Zufriedenheit kein Ergebnis von etwas ist.
Nein, es ist eher eine Gewohnheit.
Lass mich erklären.
Die meisten denken: Die Zufriedenheit kommt, wenn meine Lebensumstände sich verbessern.
Wenn ich endlich in Rente gehe.
Wenn ich endlich meinen Traumjob habe.
Wenn ich endlich einen Partner gefunden habe.
Aber du hast es vielleicht selbst schon erlebt, dass das zu kurz gedacht ist.
Ich habe das erst verstanden, als mir ein guter Freund erzählte, dass er gerade seinen Traumjob gekündigt hat.
Er hat mir erzählt:
„Mensch Ralf, ich dachte, wenn ich da erst mal bin, wird alles gut.
Aber jetzt nach einem halben Jahr habe ich gemerkt – und fühle mich genauso unzufrieden wie vorher.
Ich bin voll enttäuscht. Auch von mir selbst.“
Das hat mich zum Nachdenken gebracht. Weil ich weiß, wie hart er daran gearbeitet hat, diesen Job zu bekommen.
Was, wenn wir das Ganze vollkommen falsch angehen?
Was, wenn Zufriedenheit gar keine Belohnung ist, die am Ende auf uns wartet?
Was, wenn Zufriedenheit eher eine Fähigkeit ist. Eine Gewohnheit. Eine Art, mit der Welt umzugehen.
Und du ahnst es vielleicht schon, worauf es hinausläuft.
Es geht wieder darum, den gegenwärtigen Moment wahrzunehmen und wertzuschätzen.
Es geht darum, dankbar für das zu sein, was wir haben.
Es geht darum zu verstehen, dass es in allem gute und schlechte Aspekte gibt.
Und dass es eine Entscheidung ist, mehr auf die guten Dinge zu schauen.
Dann entsteht Zufriedenheit.
Lass mich eine gute alte Metapher bemühen.
Das Leben ist eine Bergwanderung.
Du kannst den ganzen Weg damit verbringen, nur auf den Gipfel zu starren.
Oder du kannst bei jedem Schritt die Aussicht genießen. Die frische Luft. Das Gefühl von Bewegung.
Der Trick ist nicht, schneller zu gehen.
Der Trick ist, bewusster zu gehen.
Präsenter zu sein.
Die kleinen Momente zu würdigen.
Und es ist nicht so, dass ich das immer hinbekomme.
Manchmal verliere ich mich immer noch in diesem doofen Wenn-Dann-Denken.
Wenn ich nur erst …
Wenn das endlich …
Wenn ich das geschafft habe …
Aber inzwischen erwische ich mich meistens dabei und lenke meine Gedanken wieder in die richtige Richtung.
Indem ich mich dann frage: Was ist jetzt gerade gut? Worüber kann ich mich in diesem Moment freuen? Wofür kann ich dankbar sein?
Das bedeutet nicht, keine Ziele mehr zu haben.
Es bedeutet nur, dass du nicht warten musst, bis du angekommen bist, um zufrieden zu sein.
Du kannst jetzt zufrieden sein – und trotzdem weitergehen.
Zufriedenheit ist keine Belohnung am Ende des Weges.
Sie ist die Art, wie du gehst.
Sie ist eine Entscheidung, die du in jedem Moment neu treffen kannst.
Nein, du musst nicht erst perfekt sein, damit du Zufriedenheit spürst.
Du musst nicht erst alles erreichen.
Du darfst jetzt schon zufrieden sein – genau so, wie du bist.
@Ralf Senftleben (Zeit zu leben)
Fotonachweis: unsplash.com / @Nong