Fühlst du dich oft, als wärst du anders als andere Menschen?
“Ich kann mir nicht vorstellen, wie das gehen sollte, sich nicht ‘anders’ zu fühlen”, habe ich geantwortet. Und mein Gegenüber nickte und machte eine Notiz.
“Anders” bedeutete für mich lange: anders, als ich sein sollte, müsste, wollte. Die große Frage meines Lebens war lange Zeit:
Was stimmt nicht mit mir?
Kein Wunder. Wir leben in einer Welt, die Standardisierung liebt. Alles ist genormt – sogar Bananen haben einen definierten Krümmungsgrad. Wir landen in Schubladen, noch bevor wir selbst wissen, wer wir sind. Und wenn wir nicht reinpassen, sollen wir das Problem sein – nicht die Schublade.
Erst jetzt merke ich immer mehr, wie viel Gutes in diesem Anders-Sein steckt. Manche von uns nehmen Dinge wahr, die anderen entgehen, spüren intensiv, sind besonders empathisch (was auch mal schmerzhaft sein kann) oder finden ungewöhnliche Verbindungen. Manche gehen nach zehn Sekunden Smalltalk unter, können aber stundenlang über ihr Lieblingsthema reden.
Die Wahrheit ist: Du bist keine fehlerhafte Version von “normal”. Du bist eine komplette Version von dir, manchmal nur in der falschen Umgebung. Was du für Fehler hältst, sind oft einfach Eigenschaften ohne passenden Kontext. Wie ein Fisch, der sich fragt, warum ihm das Atmen an Land so schwerfällt.
Vielleicht ist die Frage gar nicht “Was stimmt nicht mit mir?”, sondern:
Wo ist mein Element? Wo passe ich hin?
Das macht den Alltag nicht automatisch leicht. Es bleibt anstrengend und ab und zu auch einsam – in einer Welt, die für andere gebaut wurde.
Aber je mehr du verstehst, dass Anders-Sein kein Bug ist, sondern ein Feature, desto mehr Energie bleibt dir übrig. Energie, die du nicht mehr fürs Verstecken und Anpassen verschwendest, sondern die frei wird für das, was du wirklich kannst – und für Menschen, die zu dir passen.
Meine Frage an dich:
In welcher Umgebung fühlst du dich am meisten wie du selbst?
@myMONK-Mentoring
Fotonachweis: unsplash.com/Curated Lifestyle