Erst vor kurzem saß ich an einem Fluss.
Ich beobachtete, wie das Wasser ruhig und doch unaufhaltsam an mir vorbei floss.
Die Sonne glitzerte auf der Oberfläche – für einen Moment war alles still.
Doch dann spürte ich ein Ziehen im Nacken.
Dieses vertraute Drücken, das sich immer dann meldet, wenn ich zu viel festhalte – an Gedanken, Menschen oder Verantwortung.
Ich atmete tief durch, wollte loslassen …
Doch mein Körper wehrte sich.
Und plötzlich kam mir ein Gedanke:
Wenn der Körper beginnt zu sprechen
Was, wenn mein Körper mir etwas sagen will, das ich lange überhört habe?
Ich blieb ganz still und lauschte nach innen.
Und da war sie wieder – diese leise, fast zerbrechliche Stimme meiner Seele, die nur dann spricht, wenn ich wirklich zuhöre.
Unser Körper ist ihr Sprachrohr.
Er erinnert sich an das, was wir längst vergessen haben, um uns den Weg zurück zu uns selbst zu zeigen.
Denn jedes Ziehen, jedes Stechen, jedes Drücken ist nicht nur Schmerz, sondern eine Botschaft.
Ein Hinweis darauf, wo etwas in uns nach Heilung ruft.
Was ist Trauma und wie kann es uns als Wegweiser dienen?
Trauma entsteht, wenn etwas zu schnell, zu viel oder zu schmerzhaft war, um es damals zu begreifen. Ob ein einzelner Schockmoment oder eine lange Zeit der Überforderung – unser Körper vergisst nicht.
Er erinnert sich an Verspannungen, Schmerzen, Unruhe oder das Gefühl, innerlich festzustecken.
Doch Trauma ist nicht nur eine Wunde, es ist auch ein Wegweiser.
Es zeigt uns, wo Heilung geschehen darf und wo wir uns selbst wieder zuwenden dürfen.
Wenn wir lernen, seinem leisen Ruf zu lauschen, führt es uns nicht zurück in den Schmerz,
sondern sanft nach Hause zu uns selbst.
Fragen, die du dir stellen kannst
Vielleicht möchtest du heute einmal in dich hineinhören:
Wenn mir die Hüfte weh tut – wo habe ich im letzten Jahr Verrat erlebt?
Wenn mein Nacken schmerzt – wo halte ich fest, obwohl ich loslassen möchte?
Wenn mein unterer Rücken zieht – wo trage ich zu viel Verantwortung für andere?
Oder spürst du in den Schultern, dass du vielleicht Schuld oder Pflichtgefühle trägst?
Unser Körper spricht in Bildern, Gefühlen und Empfindungen. Wenn wir aufmerksam sind, zeigt er uns, wo wir uns selbst begegnen dürfen.
Drei kleine Übungen zum Hinfühlen
- Körper-Scan in Stille:
Setz dich ruhig hin, atme tief und fühle von Kopf bis Fuß in deinen Körper hinein.
Wo zieht es dich hin? Wo spürst du Wärme, Druck, Bewegung?
Leg deine Hand genau dort hin und sag innerlich:
„Ich höre dich. Ich bin da.“
- Gefühl benennen:
Frag dich: Wenn dieses Körpergefühl sprechen könnte – was würde es sagen?
Vielleicht kommt ein Satz wie „Ich bin müde vom Kämpfen“ oder „Ich will endlich Ruhe.“
Nimm ihn ernst. Schreib ihn auf.
- Sanfte Bewegung oder Atem:
Dreh dich leicht, dehne dich, atme durch die Stelle hindurch.
Nicht, um es „wegzumachen“, sondern um Energie in Fluss zu bringen.
Manchmal beginnt Heilung nicht im Kopf, sondern genau dort, wo wir sie zuletzt erwartet hätten – in unserem Körper.
Vielleicht magst du dir heute ein paar Minuten schenken, einfach hinzu spüren, ohne etwas lösen zu müssen.
Und vielleicht findest du dabei heraus, dass du nicht allein bist, dass es Wege gibt, deine Wunden als Wegweiser zu sehen, die dich nach Hause führen.
@FRIENDS Academy (Gabi Schörk & Thomas Frei)
Fotonachweis: Getty Images für unsplash+







