Du weißt, dass etwas nicht stimmt, wenn er freiwillig den Müll herunterbringt.
Oder wenn er ohne Aufforderung die Geschirrspüle ausräumt.
Dann weißt du:
Aha, er schiebt wieder diese Sache auf, die er eigentlich erledigen wollte.
Ja, an der Sauberkeit deiner Wohnung kannst du manchmal den Grad des Aufschiebens ablesen.
Ich rede hier natürlich über einen fiktiven Menschen.
Räusper.
Mir als Umsetzungs-Experten würde so etwas natürlich nicht passieren.
Räusper.
Okay, erwischt. Mir geht es genauso.
Aber ich bemerke es wahrscheinlich schneller und kann dann bewusst gegensteuern.
Weil ich so einen inneren Selbstsabotage-Detektor habe, der in solchen Situationen laut anfängt zu piepen.
Ja, Achtsamkeit und Bewusstheit. Die unterschätzte Eigenschaft, wenn es um die eigene Produktivität geht.
Es hilft enorm, wenn du die typischen Symptome erkennst, mit denen wir uns von unseren wichtigen Aufgaben abhalten.
Denn wenn du die Symptome auf dem Schirm hast, dann bemerkst du sie auch im Alltag.
Dann kannst du zu dir sagen:
Nachtigall, ick hör dir trapsen. Da iss doch wat im Busch.
Und dann kannst du dich fragen:
Okay, Ralf, das ist wohl ein typischer Fall von Ausweichbewegung X. Und die Medizin dafür ist Y.
Ausweichbewegungen.
Wenn ich mir selbst und meinen Wünschen, Zielen und Träumen ausweiche.
An deinen Ausweichbewegungen kannst du deine Selbstsabotage erkennen.
Zumindest, wenn du eine gewisse Selbstreflexion hast.
Hier mal eine typische Liste der häufigsten Ausweichbewegungen:
- Ausweichen – Anstelle zu tun, was ich tun sollte, mache ich lieber etwas Netteres (z. B. Social Media oder Online-Shopping). Oder zumindest tue ich etwas Einfaches, von dem ich genau weiß, wie es geht (den Müll herunterbringen).
- Verzetteln – Ich fange 10 verschiedene Dinge gleichzeitig an. Und ich bin dann so beschäftigt und unfokussiert, dass ich zum Wichtigen nicht mehr komme.
- Abtauchen – Ich tauche tief und mit unfassbarem Detail in eine eigentlich nebensächliche Aufgabe ein. Das absorbiert mich so, dass ich meine wichtige Aufgabe vergesse.
- Vorbereiten – Statt anzufangen, verbringe ich Stunden, Tage, Wochen damit, mich vorzubereiten. Ich muss das noch besorgen. Ich brauche noch dieses Werkzeug. Ich muss noch diesen Kurs machen. Und den Schreibtisch feng-shui-gerecht ausrichten. Und auf den richtigen Mondstand warten.
- Selbst-Verunsicherung – Ich verwickele mich in endlose negative Selbstgespräche voller Selbstzweifel. Und bevor ich mir nicht ganz sicher bin, kann ich nicht loslegen.
- Impulsgesteuert – Ich lasse mich von jedem Impuls von außen oder von innen ablenken. Wie ein Hund, der jedem Eichhörnchen hinterherjagt. Ich kümmere mich um alles sofort, nur nicht um das, was eigentlich wichtig ist.
- Perfektionismus – Es geht mir nicht darum, dass ich fertig werde oder Fortschritt mache. Nein, ich will Formvollendung und maximale Schönheit. Das ist wichtiger, als die Sache einfach zu erledigen, damit ich weiterkomme.
All das sind Ausweichbewegungen.
Also die Symptome meiner Selbstsabotage.
Und die Ursachen dieser Symptome?
Auch da gibt es viele. Angst. Zweifel. Selbstüberforderung. Alte Muster. Fehlende Klarheit. Kein System für mein Handeln. Und und und.
Und all diese Gegenkräfte verlieren ihre Macht, wenn du sie dir immer wieder bewusst machst.
Wenn du mit erprobten Mitteln dagegen angehst.
Wenn du dich weigerst, dich noch weiter selbst zu sabotieren.
Und wenn du stattdessen endlich das tust, was dich hinterher stolz macht.
Sodass du zufrieden sagen kannst:
„Ich habe es geschafft und das gibt mir ein unfassbar gutes Gefühl“.
@RalfSenftleben (Zeitzuleben)
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