Das Leben ist ein strenger Lehrer mit einem Rohrstock.
Und man kann mit diesem Lehrer nicht diskutieren.
Man kann nur aufmerksam zuhören und versuchen, etwas zu lernen.
Ich zum Beispiel habe in den vergangenen Jahrzehnten vom Leben eine Sache gelernt:
Alles wird so viel einfacher, wenn du ein paar Dinge nicht zu ernst nimmst:
- dich selbst,
- deine Gefühle und
- die Leute da draußen.
Oder anders gesagt: Das Leben ist zu kurz, um sich über verschütteten Kaffee, andere Autofahrer, peinliche Momente oder unfreundliche Leute da draussen zu ärgern.
All das gehört zum Leben dazu.
Und dein Ärger, deine Enttäuschung, dein Frust werden daran nichts ändern.
Es wird wieder und wieder passieren.
Egal, wie du es findest.
Du kannst hier nur eine Sache ändern.
Wie du damit umgehst.
Wie du über diese Dinge nachdenkst.
Wie du auf diese Dinge reagierst.
Hört sich simpel an.
Aber das Leben hat mir noch eine Sache beigebracht:
Sich vorzunehmen, sich nicht mehr über etwas aufzuregen, hilft erstaunlich wenig.
Vorsatz: Ralf, ab heute regst du dich nicht mehr über die Autokraten der Welt auf, die ihren Scheiß anderen Menschen aufzwingen.
Vorsatz löblich.
Effekt Null.
Sobald der nächste Rechte an die Macht kommt, bin ich wieder erschüttert.
Unsere Wünsche und Vorsätze ändern die Welt kein Stück.
Deine Vorsätze helfen nicht.
Was dagegen besser hilft:
- Öfter achtsam und öfter bei sich sein. Damit du den Moment mitbekommst, wenn du dich über etwas aufregst, das du sowieso nicht ändern kannst
- Die eigenen Überzeugungen achtsam reflektieren und infrage stellen
- Deine Gefühle achtsam reflektieren und sie nicht mehr so ernst nehmen
Frage dich:
- Wie fühle ich mich?
- Was könnte dieses Gefühl hervorgebracht haben?
- Steckt ein unerfülltes Bedürfnis oder ein verletzter Wert dahinter?
- Gegen welche Realität wehre ich mich gerade?
- Worauf reagiere ich da?
- Verstehe ich, dass ich selbst und meine Gedanken und Bewertungen die Quelle meiner Gefühle sind? (Und nicht die Welt da draußen)
Solche Fragen kannst du dir stellen. Aber um dir überhaupt solche Fragen zu stellen, brauchst du ein gewisses Maß an Präsenz in der Situation. Du brauchst Bewusstheit. Du brauchst Achtsamkeit.
Ja, Achtsamkeit ist meistens der erste Schritt.
Es ist die Eintrittskarte, etwas zu ändern.
Das Leben ist ein strenger Lehrer.
Aber mir waren die strengen Lehrer immer am liebsten, weil du bei denen wusstest, woran du bist.
Zumindest, wenn du aus deinem eigenen Film ausgestiegen bist und ihnen mal zugehört hast.
Lasst uns aufhören, uns gegen das Leben zu wehren.
Und uns mehr auf eines zu konzentrieren:
Das in der Welt zu stärken, wovon wir mehr sehen wollen.
@Ralf Senftleben / Zeitzuleben.de
Fotonachweis: unsplasn.com / @Kelvin Zyteng