Ich plane für die Woche.
Planen ist wichtig.
Ich werde meinen Newsletter schreiben.
Ich werde an meinem neuen mentalen Werkzeug arbeiten.
Ich sollte auch mal meine Ablage durchgehen und alles abheften.
Und so weiter.
Rate mal, welche Aufgabe am Ende der Woche nicht erledigt sein wird.
Die Sprache hat es dir verraten.
Zwischen „Ich sollte“ und „Ich werde“ liegt ein ganzes Universum an Ausflüchten und Zeitverschwendung.
„Ich sollte“ ist wie ein schlecht bezahlter Nebenjob, den du hasst, aber nie kündigst.
Du schleppst ihn mit dir herum.
Aber er laugt dich aus.
„Ich werde“ ist wie ein 60-minütiges Workout im Fitness-Studio. Du tust es. Und du hast hinterher mehr Energie als vorher.
Frage!
Was, wenn ich jedes „sollte“ auf meiner Liste entweder verwandele:
- in ein klares “Ich werde“
- oder ein ebenso klares „Ich werde nicht“?
Das „Ich werde“ verpflichtet dich.
Das „Ich werde nicht“ befreit dich.
Nur das „Ich sollte“ hält dich gefangen in einer diffusen, kräftezehrenden Grauzone.
Warum fällt uns dieser Schritt so schwer?
Weil das „Ich sollte“ uns eine Hintertür offen lässt.
Es täuscht uns vor, dass wir die Sache nicht vergessen haben – dabei haben wir nur die Entscheidung aufgeschoben.
Und die Sache frisst weiter Energie.
Neulich sitze ich mit einer Freundin beim Kaffee.
Sie klagte über ihre endlose To-do-Liste und die ständige Erschöpfung.
Ich kann ja nicht gut mit Jammern umgehen.
Also frage ich unschuldig:
„Was willst du denn alles tun?“
Und sie sagt:
„Ich sollte endlich meine Steuererklärung machen.“
„Und ich sollte regelmäßiger Sport treiben“
„Und ich sollte …“
Ohhh … ich bin manchmal auch ungeduldig.
Ich unterbreche sie.
„Ich fragte ja nicht, was du solltest, sondern was du wirklich willst.“
Stille. Dann Tränen. Dann ein Lächeln.
Die „Sollte-Falle“ ist tückisch.
Sie klingt nach Verantwortungsbewusstsein, ist aber oft nur der Versuch, fremden Erwartungen gerecht zu werden.
Oder schlimmer noch: veralteten Vorstellungen von uns selbst.
Wie oft habe ich an Projekten festgehalten, nur weil ich dachte, ich sollte sie zu Ende bringen.
Selbst wenn sie längst keinen Sinn mehr machten.
Der Trick ist einfach:
Schreibe eine „Ich sollte“-Liste.
Dann nimm jeden Punkt und frage dich:
„Bin ich bereit, in den nächsten 30 Tagen dafür meine kostbare Lebenszeit einzusetzen?“
Wenn ja: Formuliere es als „Ich werde“ und schreibe einen Termin dafür in deinen Kalender.
Wenn nein: Streiche es durch. Sage dir: Das mache ich vielleicht später.
Wenn du das nicht kannst, mache ein „Ich werde“ daraus. Inkl. Termin.
Meine „Ich werde“-Dinge erledigen sich fast wie von selbst.
Nicht weil sie plötzlich leichter wären, sondern weil meine innere Haltung eine andere ist.
Du handelst im Einklang mit dir selbst, nicht gegen dich.
Ja, ja, ich weiß. Manche werden jetzt sagen:
„Aber es gibt doch Dinge, die man einfach tun MUSS, auch wenn man keine Lust hat!“
Genau. Das sind „Ich werde“-Aufgaben.
Also ab in deinen Terminkalender damit.
Am besten inkl. Erinnerung.
Oder du tust es eben nicht und trägst die Konsequenzen wie ein Erwachsener.
Deine Entscheidung.
Je öfter du dich klar entscheidest, desto klarer und geradliniger wird dein Leben.
Und die wirkliche Magie passiert, wenn deine „Ich werde“-Punkte NICHT nur aus Pflichten bestehen.
Sondern wenn du dein „Ich werde“ mit deinen Werten und deiner Vorstellung von einem noch besseren Leben abgleichst.
Nicht nur mit dem, was andere von dir erwarten.
Sondern mit dem, was dich erfüllt und dich lächeln lässt.
Probiere es mal aus.
Schreibe deine Liste.
In den nächsten 30 Tagen werde ich …
In den nächsten 30 Tagen sollte ich …
Und dann verwandele das schlechte Gewissen in echte Entscheidungen: Ja – Nein – im nächsten Monat.
Ich wünsche dir mehr Klarheit und mehr Geradlinigkeit.
@Ralf Senftleben (Zeit zu leben)
Fotonachweis: unsplash.com / @Marek Piwnicki