Es scheint der natürlichste Impuls der Welt zu sein.
Aber wie wirksam ist er?
Es funktioniert nicht? Einfach noch mal.
Ich krieg das Gewicht an der Hantelstange nicht hoch? Ausruhen und noch mal probieren.
Jemand hat mich nicht verstanden? Ich sag’s ihm einfach noch mal.
Er versteht mich immer noch nicht? Dann einfach lauter reden!
Ich sage “Nein”, mein Gegenüber macht trotzdem weiter? Einfach noch öfter Nein sagen, irgendwann wird er es schon verstehen.
Ich bin zu langsam auf Arbeit? Ich muss mich einfach mehr anstrengen.
Die Freundin wird immer “zickiger” und abweisender? Am besten noch öfter sagen, wie sehr du sie liebst. Komplimente machen, ohne Pause. Sie wird es verstehen und alles wird wieder gut.
Der Partner sucht immer mehr Freiraum? Dann einfach ihm noch öfter etwas Gutes tun, ihm öfter sagen, wie toll er ist und noch mehr anstrengen, dass das Haus sauber aufgeräumt und sein Bier immer im Kühlschrank ist.
Ich erreiche meine Ziele auf Arbeit nicht? Einfach länger arbeiten, mehr Überstanden machen.
Mir geht’s nach dem Anschauen dieser Serie nicht mehr gut? Einfach noch ein paar Folgen schauen, vielleicht wird’s wieder besser.
Ich fühle mich immer schlechter und niedergeschlagener? Einfach versuchen, mehr Dinge zu tun, die glücklich machen sollten. Und noch mehr. Und noch mehr… Hauptsache, ich muss keine Sekunde lang traurig sein (unangenehme Gefühle… wer braucht die schon)?
Und?
Wie funktioniert das für dich?
Wir haben diese äußerst interessante Angewohnheit, immer MEHR machen zu wollen, wenn etwas nicht so klappt, wie wir uns das vorgestellt haben.
Aber wohin hat das jemals geführt?
Zur Auslösung des Schmerzes? Zum Auflösen des Problems?
Ich behaupte, das war in den allerwenigsten Fällen so.
Meistens machen wir mit “mehr” die Dinge schlimmer, nicht besser.
Weil oft nicht die Quantität unserer Handlungen entscheidet, sondern die Qualität.
Die meisten Probleme entstehen nicht dadurch, DASS wir etwas machen, sondern WAS und WIE wir es machen.
Aber im gehetzten Zustand erkennen keine schlauen Alternativen.
Wir stecken in einem aktionistischen Kreislauf fest.
Daher müssen wir erst einmal zur Ruhe kommen, einen Schritt zurücktreten und abwarten, bis wir wieder den Kopf frei haben.
VOR ALLEM, wenn es uns am schwersten fällt.
Und dann werden wir erkennen, dass es manchmal einfach besser ist, sich im Fluss des Lebens mittreiben zu lassen, anstatt dagegen anzukämpfen.
@Arne Tempel