Ping. Pong.
Ihr habt mir Stichwörter geliefert. So wie im Impro-Theater. Über 1000 Stichwörter habe ich bisher von euch bekommen.
Heute Morgen habe ich per Zufall eines davon ausgewählt:
„(Angst vor) Ablehnung“
Also los …
Worüber reden wir hier?
Ablehnung.
Ich frage: Wollen wir etwas zusammen unternehmen?
Der andere sagt: Nein, danke.
Ich habe ein Angebot gemacht.
Der andere lehnt mein Angebot ab.
Ich frage: Kannst du mir hier mal helfen?
Der andere sagt: Keine Zeit. Keine Lust.
Das ist Ablehnung.
Ein Angebot oder eine Bitte wird abgelehnt.
Wir erleben das dann oft als unangenehm. Als Angriff. Als Enttäuschung. Als Schmerz.
Manchmal lehnen uns andere auch als Mensch ab.
Weil sie etwas an uns nicht mögen. Weil wir unter ihrer Würde sind. Weil wir nicht die richtige Einstellung haben.
Das zeigen sie uns dann durch unfreundliches, respektloses Verhalten. Oder indem sie uns ignorieren. Oder indem sie uns ausgrenzen.
Das tut noch mehr weh. Weil wir dazugehören wollen. Ja, wir wollen gesehen und gewürdigt werden.
Ablehnung schmerzt. Sehr sogar.
Drehen wir den Spieß um.
Sagst du zu allen Angeboten und Bitten „Ja“ oder lehnst du manchmal Angebote ab?
Hinweis: Wenn du zu allem „Ja“ sagst, hast du ein großes Problem.
Ich lehne jeden Tag unzählige Angebote und Bitten ab.
Und ich meine es gar nicht persönlich.
Es geht bei meinem „Nein“ meistens nicht um dich, sondern um mich.
Dein Angebot oder deine Bitte passt gerade nicht zu meinen Bedürfnissen.
Noch eine Frage an dich: Magst du alle Menschen oder findest du manche Leute blöd und nervig?
Lehnst du auch manchmal Angebote ab, weil dir der Mensch hinter dem Angebot nicht gefällt?
Geständnis: Also ich mache das. Ich bin kein Buddha. Ich bin kein Jesus.
Ich muss nicht jeden mögen.
Ich darf auch jemanden doof finden, wenn mir sein Verhalten, seine Art oder seine Einstellung nicht gefällt.
Und ich weiß: Das hat mehr mit mir, als mit dem anderen zu tun.
Ich versuche dann trotzdem freundlich und respektvoll zu sein.
Weil ich glaube, dass die Welt ein netterer Ort ist, wenn wir freundlich miteinander umgehen.
Aber ich schaffe das auch nicht immer.
Wenn wir uns abgelehnt fühlen, fühlen wir uns schlecht und sind sauer auf den anderen.
Aber wir selbst lehnen jeden Tag andere Menschen und deren Angebote ab.
Möchten Sie noch Brot zum Salat?
Nein, danke (weil euer Brot immer so trocken ist).
Und schon wieder etwas abgelehnt.
Wenn wir Angst vor Ablehnung haben und wenn uns Ablehnung schmerzt, dann ist das normal.
Angst vor Ablehnung ist eine der grundlegendsten menschlichen Ängste. Sie ist tief in unserem Bedürfnis nach sozialer Zugehörigkeit verwurzelt.
Und du kannst Ablehnung vermeiden, indem du andere einfach um nichts mehr bittest.
Indem du keine Angebote mehr machst.
Indem du dich keiner Bewertung mehr aussetzt.
Indem du dich vor dem Leben und den Menschen versteckst.
Du vermeidest Ablehnung. Aber du vermeidest so auch das Gute im Leben.
Oder du kannst auch lernen, mit Ablehnung besser umzugehen.
Die Ablehnung nicht so an dich heranzulassen.
Die Ablehnung nicht persönlich zu nehmen.
Dir klarzumachen, dass DU nicht jeden mögen musst. Und dass DICH nicht jeder mögen muss.
Und dass es immer Menschen da draussen gibt, die zu dir passen und die dich gut finden.
Ablehnung ist normal und alltäglich. Wir alle lehnen ab und werden abgelehnt.
Berührt dich Ablehnung mehr, als es gut für dich ist?
Dann wäre es vielleicht ein Lernfeld für dich, daran etwas zu ändern.
Denn es lebt sich so viel leichter und freier, wenn du keine Angst vor Ablehnung hast.
@Ralf Senftleben / Zeit zu leben
Fotonachweis: unsplash.com / @Kinga Howard