Pandemie der Einsamkeit – Was tun gegen Alleinsein in Corona-Zeiten?
Es scheint, als würde Pandemie nie enden. Maskenpflicht, Verweilverbote, Versammlungsverbote und was ihnen nicht noch alles einfällt, um zu verhindern, dass wir krank werden. An die Einsamkeit und das Alleinsein vieler denken unsere Politiker beim Verfolgen ihrer Ziele allerdings nicht. Nicht jeder hat eine Familie zu Hause und würde sich eher ein wenig Ruhe wünschen, anstatt 24/7 Menschen um sich zu haben. Vor allem Singles leiden unter den Maßnahmen und wissen unter der ständigen Begleitung der eigenen vier Wände oft nichts mit sich anzufangen. Was also tun gegen die Einsamkeit, welche Möglichkeiten gibt es, um auch als Alleinstehende/r in Zeiten der Pandemie nicht einzugehen?
„Die Zahl der Menschen fast ohne jeden menschlichen Kontakt in einer Großstadt ist größer, als man denkt.“
Diese Aussage stammt vom Leiter des Fachbereichs Beratung und Seelsorge beim Diakonischen Werk in Hamburg, Stefan Deutschmann. Das Telefon der Seelsorge scheint kaum noch stillzustehen. So habe die Hamburger Telefonseelsorge in der ersten Phase der Corona-Pandemie zwischen Mitte März und Mitte Mai rund 25 bis 30 % mehr Anrufe angenommen als unter normalen Umständen.
„Viele Anrufe sind Ausdruck tiefer Einsamkeit von Menschen,“
sagt Deutschmann. Rund 100 von den beiden großen Telefonseelsorgestellen, die von der Kirche getragen werden, haben eine ähnlich große Zunahme der Gesprächskontakte verzeichnet. Bei den Gesprächen ginge es den Anrufern laut Ulrike Mai, Sprecherin der Telefonseelsorge, hauptsächlich um die Einschränkungen, Verunsicherungen und diverse Veränderungen hervorgerufen durch die Pandemie. Um Verunsicherung und Ängste drehten sich etwa 16 % der Gespräche und um das Alleinsein und die Einsamkeit rund 24 %.
Forscher bestätigen – sozial nicht aktiv zu sein, kann mit erhöhtem Risiko für Hospitalisierung einhergehen.
Darüber hinaus haben Forscher vom University College in London sich der Frage angenommen, welche Folgen soziale Isolation für uns hat. Sie wollen wissen, wie sich die soziale Isolierung und das Alleinsein auf das Risiko für Krankenhauseinweisungen wegen Atemwegserkrankungen insbesondere bei Älteren auswirkt. Die Studie unter dem Namen (übersetzt aus dem englischen) „Soziale Isolation und Einsamkeit als Risikofaktoren für Krankenhauseinweisungen bei Atemwegserkrankungen bei älteren Erwachsenen“ bestätigt, dass Krankenhauseinweisungen aufgrund von Atemwegserkrankungen in den vergangenen Jahren in Großbritannien 3-mal so schnell stiegen, wie die Einweisungen aus anderen Gründen. Betroffen seien davon unverhältnismäßig stark Bevölkerungsgruppen aus sozial schwachen Gesellschaftsschichten, insbesondere aber ältere Erwachsene.
Für die Studie untersuchten die Forscher Krankenhausaufzeichnungen und Todesfallstatistiken von 4.478 Personen, die an der English Longitudinal Study on Ageing (ELSA), einer landesweit repräsentativen Langzeitstudie älterer Erwachsener, teilnahmen. Gemessen wurde die soziale Isolation daran, ob die Probanden allein lebten (häusliche Isolation), wie viel sozialen Kontakt sie zu Freunden und Familie hatten (soziale Isolation) und wie viel soziales Engagement vorhanden war, einschließlich ehrenamtlicher Arbeit, kultureller Aktivitäten und Engagement in Gemeinschaftsgruppen.
Anhand einer validierten Skala wurde anschließend die Einsamkeit der einzelnen gemessen. Hierbei bezogen sich die Wissenschaftler ebenfalls auf Informationen weiterer potenzieller Einflussfaktoren, wie zum Beispiel das Geschlecht der Probanden, die ethnische Zugehörigkeit, Bildung, das Haushaltseinkommen und gesundheitliche Grundbedingungen und die Lebensweise, wo Rauchen und/oder körperliche Aktivitäten hinzugezählt wurden.
Wir sollten die Zeit nutzen, um etwas für uns zu tun
Auch, wenn die Zeiten hart sind. Wie immer können wir auch hier etwas Positives daraus ziehen. Denn es kommt immer darauf an, aus welchem Blickwinkel wir die Dinge betrachten. So auch aus der Einsamkeit. Klar fühlen viele sich einsam und wissen nicht so recht, was sie tun sollen. Fühlen sich unruhig, nicht ausgelassen, frustriert, antriebslos oder sogar deprimiert.
Bevor Du aber in ein tiefes Loch fällst, aus dem Du später nur sehr schwer wieder empor klettern kannst, musst Du dieses Loch anfangen zuzuschaufeln, bevor es zu groß wird. Nutze die Zeit allein, um Dich selbst ein wenig besser kennenzulernen. Du wirst staunen, was Du über Dich selbst noch so alles lernen kannst. Mach es Dir so angenehm wie möglich und beschäftige Dich mit Dingen, die Dir guttun. Oft hilft es auch neue Dinge auszuprobieren. Sei es ein neues Hobby, eine neue Sportart oder ein gutes Buch.
Der größte Fehler ist es, in diesen Zeiten in Selbstmitleid zu verfallen. Denn so sehr wir auch jammern mögen, uns aufregen und über die Politik schimpfen. Wenn Du im Jetzt aktiv nichts gegen all das tun kannst, solltest Du Dich unbedingt von Themen lossagen solltest, die Dich belasten. Umgib Dich nicht ständig mit den aktuellen Zahlen des RKI und vermeide es Dich dem negativen Informationsfluss der Medien hinzugeben. Lerne neue Dinge oder Themen, die Dich schon immer interessiert haben, wo bisher aber einfach die Zeit gefehlt hat. Sei es Fotografie, Aktien, künstliche Intelligenz… Hauptsache Du beginnst, das Gute im Alleinsein zu sehen, und Deine Lebenszeit zu nutzen. Mal ganz davon abgesehen, dass es ohnehin enorm wichtig ist, zu lernen, auch mit sich allein sein zu können. Denn andere dafür zu benutzen, um selbst glücklich zu sein, wird auf Dauer niemals funktionieren. Und hey, wenn der Lockdown und der ganze damit einhergehende Wahnsinn ein Ende haben wird, wäre es doch schön, wenn man etwas Gutes aus dieser Zeit mitgenommen hätte. Oder?
Tipps der Horizonworld-Redaktion, um die Einsamkeit erträglicher zu gestalten
Virtuelle Skype Zoom-Call-Partys mochten ja anfangs ganz witzig gewesen sein, weil es etwas Neues war. Allerdings haben auch die mittlerweile an Glanz verloren und man vermisst einfach die sozialen Kontakte. Die Abwechslung fehlt und genau das ist der Punkt. Daher haben wir uns ein paar Gedanken gemacht, wie wir trotz des Lockdowns und entgegen aller Skype und Zoom-Calls soziale Kontakte pflegen können und das sogar durch Aktivitäten.
1. Kochen. Nein, nicht allein
An alles Hobbyköche oder die, die es werden möchten. Online-Kochkurse bieten die perfekte Möglichkeit, etwas zu lernen, gut zu essen und das Beste: Soziale Kontakte während des Lockdowns zu knüpfen. Und das völlig Corona-konform. Dennoch machen diese Kochkurse viel Spaß und bieten eine Menge Möglichkeiten, um neue Rezepte auszuprobieren.
2. Buchclubs
Klingt altmodisch, ist aber wieder total im Kommen. Bücher strahlen so eine Ruhe aus. Sie riechen gut und vor allem werden unsere Augen nicht durch penetrantes Blaulicht, wie wir es von unseren Smartphones kennen, geschädigt. Die Bücher liest man freilich allein, allerdings gibt es auch hier Buchclubs, mit welchen sich superneue Kontakte knüpfen lassen und das sogar mit gleichgesinnten. Das heißt, Du hast zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Denn nach dem Lockdown besteht natürlich die Möglichkeit, die neuen Kontakte auch mal in Real Life zu treffen.
3. Sport zusammen
Auch Sport in einer Gemeinschaft ist nach wie vor möglich. Verabrede Dich einfach mit Deinen Freunden über Facetime, Skype, Zoom, etc. und arbeitet Eure Übungen ab. Sei es zusammen zu Meditieren, Yoga zu machen oder gar Joggen zu sehen Connectete Euch und los gehts. Klar ist das nicht dasselbe und auch wir sind der Meinung, dass dies kein Ersatz für „echte“ soziale Kontakte ist, dennoch müssen wir uns nach Alternativen umsehen, um nicht einzugehen.
4. Gaming
Manch einer mag sich jetzt vielleicht denken. Gaming? Mach ich doch im normalen Leben auch den ganzen Tag. Aber Hey! Jetzt darfst Du, ohne gleich als Nerd abgestempelt zu werden 😉 Spaß bei Seite. Man glaubt gar nicht, wie viele soziale Kontakte man beim Online Gaming knüpfen kann. Sei es das Daddeln auf der Konsole für fortgeschrittene oder das Spielen von gesellschaftlichen Online-Spielen auf dem Smartphone. Klar ist natürlich, dass das keine Beschäftigung ist, die den ganzen Tag stattfinden sollte. Aber ab und an bieten solche Spiele eine nette Abwechslung zum Alltag und lenken von gewissen Dingen ab.
5. Watchpartys
Es gibt die Möglichkeit, zusammen mit Freunden oder Bekannten Filme zu sehen, ohne gegen die Corona-Maßnahmen zu verstoßen. Facebook zum Beispiel bietet eine solche Möglichkeit, um bestimmte Videos mit Freunden anzuschauen. Allerdings gibt es auf Facebook keine Filme. Darüber hinaus gibt es aber auch Steamingplatformen die diese Art der Movienight ermöglichen. Einfach bei Google mal den Suchbegriff Watchparty eingeben und schon kann es losgehen.
6. Natur
Geh in die Natur, Erde Dich, lass Dir von all den vielen anderen Wesen Gesellschaft leisten (Bienen, Vögel, Bäume…)
7. Brieffreundschaft
Versuche es ganz altmodisch, schreibe einen Brief, oder eine Postkarte.
8. Telefondate mit den Großeltern
Alte Menschen leiden besonders an der Einsamkeit. Ein Telefonat kann Wunder bewirken, für beide Seiten.
9. Adoptieren?
Vielleicht hast Du auch genug Zeit, einem Tier aus dem Tierheim ein neues Zuhause zu geben? Auch dies kann für beide Seiten wertvoll sein!
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Fofonachweis: unsplash.com / © Joshua Earle