Angst kann einen davon abhalten, die Dinge zu tun, die es wert sind, getan zu werden.
Es ist wichtig, Ängste überwinden zu können. Weil unsere Ängste oft zwischen uns und dem Leben stehen, das wir wirklich verdienen.
Zwischen uns und unserem Lebensglück. Zwischen uns und dem, was wir wirklich sein oder wirklich erreichen könnten.
Wir alle könnten so viel tun, erreichen, schaffen, verwirklichen. Wir könnten so viel lebendiger sein und unser Leben so viel mehr genießen.
Wenn wir nicht vor manchen Dingen solche fürchterliche Angst hätten.
Von welchen Ängsten spreche ich hier?
Welche „normalen“ Ängste gibt es denn so?
Da haben wir zum einen die vielen kleinen Alltagsängste.
- Die Angst vor dem Scheitern
- Die Angst vor Peinlichkeit
- Die Angst, die anderen könnten herausfinden, wer ich wirklich bin
- Die Angst vor zu viel Nähe
- Angst vor Menschen allgemein
- Die Angst vor Einsamkeit
- Die Angst davor, vor Menschen zu sprechen
- Die Angst vor Tests und Prüfungen
- Angst vor Clowns
- Die Angst, eine Gehaltserhöhung zu verlangen
- Die Angst, einen Korb zu bekommen
- Die Angst vor Konflikten
- Die Angst vor Beziehungen
- Die Angst, uns selbstständig zu machen
- Die Angst, zu widersprechen
Und das sind nur die „normalen“ Ängste. Dazu kommen die wirklich ernsten Angststörungen, unter denen viele Menschen leiden. Wenn jemand also aus Angst bestimmte Situationen komplett vermeidet.
Angststörungen, Panikattacken und Angstzustände – die harte Form der Angst
Da haben wir:
- Angst vor sozialen Situationen,
- Angst vor dem Autofahren,
- Angst vor großen Plätzen,
- Angst vor dem Fliegen,
- Angst vor Fahrstühlen
- und, und, und.
Tatsächlich leiden zwischen 15 % und 25 %[^1] aller Menschen irgendwann einmal in ihrem Leben an einer Angststörung. Also einer Angst, die ihre Lebensqualität wirklich ernsthaft einschränkt.
Manchmal sind unsere Ängste sogar so extrem, dass man von Panikattacken/Angstzuständen spricht.
Unsere Angst ist ein Phänomen, das uns wie keine andere Kraft von den guten Dingen im Leben abschneidet.
Deswegen ist es an der Zeit, dass wir das Thema hier einmal näher beleuchten.
Denn wenn Sie lernen, Ihre Angst zu überwinden, können Sie Ihr Leben dramatisch besser und schöner machen.
Definition: Angst
Angst ist ein Grundgefühl, welches sich in als bedrohlich empfundenen Situationen als Besorgnis und unlustbetonte Erregung äußert. Auslöser können dabei erwartete Bedrohungen etwa der körperlichen Unversehrtheit, der Selbstachtung oder des Selbstbildes sein. Krankhaft übersteigerte Angst wird als Angststörung bezeichnet.
Quelle: Wikipedia.
Wie genau geht das nun, die eigenen Ängste kleiner zu machen?
Ängste können kleiner werden. Wenn wir es geschickt anstellen.
Und wie das funktioniert, dazu habe ich hier eine ganze Reihe von Ideen und Impulsen für Sie.
Los geht es …
Impuls 1: Wie halte ich die Angst aus?
Die Angst aushalten. Ja, aushalten. Nicht vermeiden. Aushalten.
Oha, bei dem Gedanken kriegen Sie vielleicht schon kalte, feuchte Hände. Oder andere Symptome der Angst.
Aber das ist o. k. Das gehört dazu. Angst macht das halt mit uns.
Angst ist ein ganz normales, menschliches Phänomen. Zittern, schnelleres Atmen, Fluchtimpulse, aufgerissene Augen, angespannter Kiefer … alles ganz normal und nichts, wofür man sich schämen muss.
Denn wir alle haben Angst vor irgendetwas. Auch die, denen man es nicht ansieht und die nicht darüber reden.
Gleichzeitig sind wir alle stärker, als wir glauben. Auch Sie können die Angst nämlich aushalten. Sie schaffen das. Sie sind stark. Wenn Sie sich trauen.
Und Sie sollten sie auch aushalten. Sich also der Angst bewusst aussetzen.
Vielleicht denken Sie: „Geht’s noch? Warum sollte ich mich denn bewusst in Situationen bringen, vor denen ich Angst habe?“
Ganz einfach, weil das die einzige Möglichkeit ist, die Angst hinter sich zu lassen.
Wir verlieren die Angst, wenn wir uns der Situation oft genug aussetzen, vor der wir Angst haben. Dann merkt unser Körper irgendwann:
„Hey, es ist doch nicht so schlimm. Das war nur in meinem Kopf. Ich kann das aushalten. Ich bekomme das hin.“
Die kognitive Verhaltenstherapie ist die Therapieform, die bei ernsthaften Angststörungen laut Studien mit die größten Heilungs-Erfolge bringt. Damit will ich sagen: Die Jungs und Mädels, die das machen, wissen, was sie tun. Und sich der Angst auszusetzen ist ein ganz wichtiger Teil dieses therapeutischen Ansatzes.
Aber um sich der Angst auszusetzen, brauchen Sie keinen Therapeuten. Das bekommen Sie oft auch alleine hin. Oder mit Hilfe eines Freunds, der Ihnen die Hand hält. Insbesondere, wenn Sie in ganz kleinen Mikro-Schritten vorgehen. Wenn Sie sich Ihrer Angst in klitzekleinen Trippelschritten nähern.
Lernen Sie, die Angst auszuhalten. Dann ist bald keine Angst mehr da, die es auszuhalten gilt. Dann sind Sie frei.
Merksatz: Wenn ich lerne, die Angst auszuhalten, kann mich nichts mehr aufhalten und ich bin frei.
Impuls 2: Welche Bedeutung gebe ich der Angst?
Angst ist schlecht. Angst gilt es zu vermeiden. Angst zu haben, bedeutet, schwach zu sein.
So denken viele Menschen über die Angst.
Aber was wir über Dinge denken, ist nicht in Stein gemeißelt.
Denn Sie haben doch schon einmal Ihre Meinung geändert, oder? Vielleicht weil sich die Umstände geändert haben. Weil Sie eine neue Einsicht gewonnen haben. Oder weil Sie einfach ein Stück erwachsener geworden sind.
Wir Menschen geben den Dingen in unserer Umgebung eine Bedeutung. Und welche Bedeutung wir den Dingen geben, bestimmt die Qualität unseres Lebens maßgeblich.
Ein Beispiel:
Wer hat es besser im Leben?
- Ein Mensch, der dem Thema Disziplin die folgende Bedeutung gibt: „Gut, erstrebenswert, so hat man sein Leben im Griff, schafft Freiheiten, erfolgreich, bekomme, was ich will“?
- Oder hat es ein Mensch besser im Leben, der dem Thema Disziplin diese Bedeutung gibt: „Anstrengend, lästig, nur für Streber, Pflicht, Zwang“?
Die Wissenschaft gibt auf diese Frage eine klare Antwort. Disziplinierte Menschen sind laut Studien wesentlich zufriedener und glücklicher mit ihrem Leben.
Aber darum geht es nicht. Es geht darum, dass man dem gleichen Thema eine unterschiedliche Bedeutung zuweisen kann.
Und Sie können die Bedeutung wählen, die Sie einer Sache zuweisen. So wie Sie in vielen anderen Bereichen des Lebens schon einmal Ihre Meinung geändert haben.
Ich kann dem Thema Angst die folgende Bedeutung zuweisen:
„ausweichen, weghaben, vermeiden, unangenehm, Schwäche, Verlierer, Schwächling“
Oder ich kann die folgenden Dinge mit dem Thema Angst verbinden:
„normal, menschlich, wach sein, es geht um etwas, da geht der Weg lang, Wachstumschance“
Welche Einstellung führt Ihrer Meinung nach zu einem besseren Leben?
Merksatz: Mein Leben wird deutlich einfacher, wenn ich dem Phänomen Angst eine positive, lebensdienliche Bedeutung gebe.
Impuls 3: die Chance, zu wachsen
Wozu sind wir hier auf der Welt?
Manch einer denkt, dass es darum geht, zu lernen und als Mensch zu wachsen.
Ob das stimmt, weiß ich nicht. Aber das Ziel, als Mensch zu wachsen, besser zu werden, reifer zu werden, ist bestimmt nicht verkehrt.
Wachsen. Mmmh … Was ist damit eigentlich genau gemeint?
Es geht darum, als Mensch fähiger zu werden. Also Dinge besser zu können, mit Situationen besser umgehen zu lernen, mehr und schwierigere Aufgaben bewältigen zu lernen. Beruflich oder persönlich.
Aber wo anfangen? Eine mögliche Antwort auf diese Frage liegt in unseren Ängsten.
Denn dort liegen oft unsere vielversprechendsten Wachstumschancen verborgen.
- Ich habe oft Angst davor, dass andere schlecht von mir denken könnten.
- Ich habe oft Angst davor, alleine zu sein.
- Ich habe oft Angst davor, zu sagen, was ich will.
Dann ist es vielleicht ein Weg, sich zu fragen:
„Was müsste ich lernen oder können, um hier sicherer zu werden und meine Angst in dieser Angelegenheit hinter mir zu lassen? Oder inwiefern müsste ich meine Einstellung ändern, damit diese Angst kein Problem mehr für mich wäre?“
Unsere Ängste liefern uns oft eine Richtung, in der wir reifer, fähiger, zufriedener werden können. Unsere Ängste sind wie eine Herausforderung, die uns das Leben präsentiert. Und wir können diese Herausforderung annehmen. Um ein besserer und glücklicherer Mensch zu werden.
Merksatz: Unsere Ängste zeigen uns oft den Weg zu den Themen, an denen wir im Augenblick am meisten wachsen können.
Impuls 4: Angst ist der Diktator meines Lebens
Ein Diktator ist jemand, der anderen seinen Willen aufzwingt. Jemand, der diktiert, wo es langgeht. Was gemacht wird. Und was nicht gemacht wird.
So ist es auch mit der Angst in unserem Leben, wenn wir unsere Angst nicht zügeln.
Denn die Angst bestimmt, was wir alles tun: nämlich nur die Dinge, die sicher sind. Wo wir unserer Angst nicht begegnen. Und das sind oft auch die langweiligen, unlebendigen, bequemen, uninteressanten Dinge.
Die Angst bestimmt, was wir nicht tun: Nämlich alles, was auch nur die Chance in sich trägt, dass wir einem Angstauslöser begegnen. Das sind oft die Dinge, die uns weiterbringen würden, die unser Leben reicher und schöner machen würden.
- Obwohl ich eigentlich gerne wollte, kann ich nicht zur Party gehen, weil…
- Obwohl ich eigentlich gerne wollte, kann ich mich nicht woanders bewerben, weil…
- Obwohl ich eigentlich gerne wollte, kann ich die neue Stelle nicht annehmen, weil…
- Obwohl ich eigentlich gerne wollte, kann ich ihn oder sie nicht ansprechen, weil…
- Obwohl ich eigentlich gerne wollte, kann ich nicht mit dem Auto in die Innenstadt fahren, weil…
Ungezügelte Angst ist oft wie ein Käfig, ein Gefängnis, Ketten, mit denen wir uns selbst gefesselt haben.
Angst ist wie ein Diktator.
Und ein Diktator unterdrückt eben die Freiheit, die Lebendigkeit, die Lebensfreude.
Vielleicht ist es Zeit für eine kleine Revolution. Oder wenigstens für einen kleinen Akt des zivilen Ungehorsams.
Merksatz: Unsere Angst ist wie ein Diktator, denn sie hält uns von vielen Dingen ab, die gut für uns wären.
Impuls 5: Ehrlich zu sich selbst sein
Der erste Schritt, wenn wir etwas ändern wollen, ist, ehrlich mit sich selbst zu sein. Das gilt auch bei der Angst.
Denn oft reden wir es uns selbst schön, wenn wir Angst haben. Wir erfinden Ausreden.
- Ach, das ist mir auch nicht so wichtig.
- Dazu habe ich gerade auch gerade keine Zeit.
- Ne, das ist nicht so mein Ding.
Der erste Schritt ist Ehrlichkeit mit sich selbst. Es einfach zugeben.
„Ich würde gerne, aber ich habe im Augenblick einfach noch zu viel Angst.“
Das befreit. Dann ist es ausgesprochen. Und dann kann man vielleicht sogar an der eigenen Angst arbeiten.
Merksatz: Ein Schritt aus der Angst heraus ist, die Angst zuzugeben und sich ehrlich einzugestehen: „Ich tue diese Sache nicht, weil ich Angst davor habe.“
Impuls 6: Freunde helfen einem in der Angst
Ein Freund, ein guter Freund.
Vieles ist einfacher, wenn ich Freunde habe, die mir meine Hand halten, wenn ich vor etwas Angst habe.
Geteiltes Leid, ist nun mal halbes Leid.
Und wenn jemand meine Hand hält, spüre ich mein Zittern auch nicht mehr so.
Aber das funktioniert nur, wenn ich meinen Freunden gegenüber auch offen zugebe, dass ich Angst habe. Und das geht. Denn ein wirklicher Freund wird damit umgehen können. Er wird mich deswegen nicht auslachen. Sondern wird mir helfen.
Denn: Gemeinsam ist vieles einfacher.
Merksatz: Mit jemandem, der einem die Hand hält, ist vieles nur halb so beängstigend.
Impuls 7: Angst ist ein Gefühl
„Da brauchst du doch keine Angst zu haben.“
Danke für diesen wunderbaren Rat. Als ob der Hinweis auf die Unangemessenheit meiner Angst diese einfach verschwinden lassen würde. Als ob Angst etwas wäre, das man einfach abschalten kann.
Angst ist nichts Vernünftiges. Angst ist zutiefst instinktiv und irrational. Und die Angst ist eine unserer stärksten Emotionen.
Man kann der Angst mit dem Verstand beikommen. Das ist ein Weg, den man in der kognitiven Verhaltenstherapie geht. Aber es ist ein mühsames Geschäft. Und es dauert.
Und wenn wir richtig Angst haben, wenn wir gerade tief in der Emotion drinstecken, dann hilft uns noch kein so gut gemeinter Rat. Dann hilft uns kein Argument, keine Fakten, kein Wissen.
Angst ist ein Gefühl. Und Gefühle verschwinden, mit der Zeit. Und dadurch, dass wir das Gefühl aushalten, indem wir es bewusst fühlen und uns dem Angstgefühl ergeben. Indem wir mit anderen reden. Oder indem wir Sport machen. Oder durch eine Umarmung.
Es hilft auch nichts, mit sich selbst zu schimpfen, weil die Angst ja unvernünftig ist. Weil es eigentlich keinen Grund gibt, Angst zu haben. Aber das ist der Verstand. Der Verstand weiß das. Aber dein Gefühl weiß es nicht. Deswegen nutzt dir der Verstand hier nicht viel.
Lass den Verstand Verstand sein. Rede lieber mit deinem Gefühl. Sage einfach zu dir selbst: „Hallo, Gefühl Angst. Ich spüre dich. Bleib, solange du willst. Du wirst schon zu etwas gut sein. Ich erlaube dir, da zu sein.“
Merksatz: Angst ist ein Gefühl und lässt sich kurzfristig selten mit guten Argumenten wegreden.
Impuls 8: kalte Hände und andere Zeichen, dass ich Angst habe
Wenn wir so richtig Angst haben, bekommen wir kalte Hände. Und kalte Füße. Weil sich das Blut in die oberen Gliedmaßen zurückzieht. Dorthin, wo es zum Kämpfen oder zum Fliehen am meisten gebraucht wird.
Wir bekommen Herzklopfen. Die Muskeln spannen sich an. Besonders der Nacken und der Kiefer.
Der Mund wird trocken.
Die Muskeln zittern. Der Magen fühlt sich flau an.
Der Kopf wird leer. Wir können keinen klaren Gedanken mehr denken.
Und wir wollen in dieser Situation nur noch weg. Den Raum verlassen. Die Situation. Abhauen.
Manch einer wird auch sauer oder richtig aggressiv.
Flucht oder Kampf.
Das macht die Angst mit unserem Körper und unserem Geist.
Wenn Sie diese Gefühle spüren und nicht wissen, was los ist, dann fragen Sie sich doch einfach einmal: „Habe ich vielleicht Angst? Und wenn ja, wovor?“
Merksatz: Angst hat viele Symptome und es tut gut, diese zu kennen, damit man weiß, wann man Angst hat.
Impuls 9: Angst macht uns oft zum Idioten, also besser keine Entscheidungen unter Angst treffen
Wussten Sie, dass starker Stress und große Angst unseren logischen Verstand, unsere Entscheidungsfähigkeit und unsere Einschätzungsfähigkeit beeinträchtigen?
Unter starkem Stress denken wir nicht mehr so gut. Wir haben dann einen Tunnelblick. Wir können A und B nicht mehr richtig zusammenziehen. Wir erkennen Blödsinn nicht mehr so leicht, wenn wir ihn sehen.
Die Angst isst nicht nur unsere Seele auf, sondern auch unseren Verstand.
Deswegen sollte man unter Angst, Stress und Druck auch nie eine weitreichende Entscheidung treffen. Weil uns die Angst zu einem Idioten macht.
Ein bisschen Angst oder Stress macht uns dagegen oft wacher, präsenter, leistungsfähiger. Wie mit allem macht es die Dosis.
Merksatz: Starke Angst und starker Stress setzen unsere Denkfähigkeit herab und machen uns dümmer, also sozusagen zum Idioten.
Impuls 10: Jeder von uns hat vor etwas Angst
Manche Menschen erscheinen uns furchtlos. So als ob sie nichts umwerfen könnte. Als ob sie niemals Angst spüren.
Aber das ist nur eine Illusion.
Denn nur weil Menschen ihre Angst nicht zeigen oder Angstauslösern ausweichen, heißt es nicht, sie hätten keine Angst.
Jeder hat vor irgendetwas Angst. Jeder.
Auch taffe, harte Kerle fürchten sich vor bestimmten Dingen. Vielleicht vor zu viel Nähe. Vor dem Eingesperrt-Sein. Vor zu viel Gefühl. Manchmal sogar auch vor Spinnen, dunklen Räumen.
Ängste entstehen auf die unterschiedlichste Art und Weise. Eine Kindheitserfahrung kann uns die interessantesten Ängste bescheren.
Machen Sie sich das immer wieder klar, dass jeder Mensch seinen wunden, ängstlichen Punkt hat. Manche haben es vielleicht einfacher, weil sie ihrem Angstauslöser seltener begegnen.
Eine Angst vor Schlangen ist einfacher zu bewältigen, als wenn ich Angst vor Menschenmengen oder vor sozialem Austausch habe.
Aber wir alle haben unsere Ängste. Das schweißt doch auch irgendwie zusammen. Und die Erkenntnis, dass wir die Angst alle teilen, rückt uns Menschen alle ein Stück näher aneinander.
Merksatz: Jeder von uns – auch die harten Kerle oder taffen Superfrauen – haben vor irgendetwas Angst. Auch wenn diese das vielleicht nicht zeigen.
Impuls 11: kleine Schritte führen aus der Angst
Manche Ängste sind kein großes Problem für uns. Wenn ein Angstauslöser nur einmal im Jahr auftritt, kommen wir sehr gut damit zurecht. Oder wenn wir die Angstsituation bewusst vermeiden können, tun wir es halt.
Wenn ich Angst vor der Achterbahn habe, fahre ich halt nicht. Problem gelöst.
Aber es gibt Ängste, die schränken unsere Lebensqualität ein. Wenn ich Angst vor Kritik habe oder vor Zurückweisung oder vor sozialen Situationen oder davor, durch Bakterien krank zu werden.
Denn diese Dinge können wir nur schwer vermeiden. Und jeder Versuch macht unser Leben sehr, sehr schwierig und lässt unsere Lebensqualität zusammenschrumpfen.
Dann kommt man vielleicht auf die Idee und sagt sich: Das geht so nicht weiter. Ich muss etwas unternehmen.
Aber wie unternimmt man etwas gegen die Angst? Wie geht man am besten vor?
Der beste Weg ist einfach, ganz kleine Schritte zu gehen. Kleine Trippelschritte. Kleine, ganz vorsichtige Schritte.
- Stell dir zuerst einfach nur vor deinem geistigen Auge vor, du würdest dich für 5 Sekunden in deine Angstsituation begeben.
- Dann stelle es dir für länger vor, in kleinen Schritten, immer länger.
- Dann mache dir nicht nur ein inneres Bild von der Situation, sondern nimm auch noch andere Sinne dazu. Einen Sinn nach dem anderen. Die Geräusche deiner Angstsituation. Spüre, was du dann spürst. Rieche, was du riechst. Immer nur für ganz kurz. In kleinen Schritten. Und langsam steigern.
- Dann bringe dich einen kleinen Schritt näher an deine Angstsituation heran. So dass du es noch aushalten kannst. So dass du dich noch sicher fühlst.
- Dann nähere dich deiner Angstsituation in kleinen, kleinen Schritten. Und halte es immer länger aus. Zuerst nur 1 Minute. Dann 2, 3, 4, 5 Minuten.
- Nähere dich immer weiter. Bis du dich irgendwann selbst an die Angstsituation gewöhnt hast. Und du merkst, dass die Angst verschwunden ist.
Merksatz: Der Weg aus der Angst geht sich am einfachsten mit kleinen, kleinen, kleinen Schritten. Einen nach dem anderen.
Impuls 12: Die Angst in 5 Schritten loslassen
Ängste kann man oft bewusst loslassen. Die Ängste freigeben. Sie ziehen lassen.
Wie geht das?
1) Loslassen geht, indem man sich zuerst erlaubt, die Ängste zu spüren. Indem man sie nicht verdrängt. Indem man sie für ein Weilchen aushält. Auch wenn das ein wenig Überwindung kostet.
Denn was Gefühle angeht, gibt es ein komisches, psychologisches Gesetz.
Das, was du am meisten ablehnst und was du am meisten weghaben willst, bleibt dir am längsten erhalten.
Das ist paradox. Aber es ist irgendwie so.
Loslassen funktioniert im ersten Schritt meistens durch Akzeptieren, Zulassen und Annehmen.
„Ja, ich habe Angst. Ja, die Angst ist da. Ja, die Angst darf auch einen kleinen Augenblick dableiben. Sie darf verweilen, so lange, bis ich sie ausreichend gespürt habe.“
2) Dann gilt es, konkreter zu werden und die Angst im Körper zu lokalisieren. Wo steckt sie genau? Und wie sieht die Angst konkret aus? Man kann sich seltsame Fragen stellen, einfach nur, um ein besseres Verständnis und ein besseres Gefühl für die Angst zu bekommen.
„Wo steckst du, meine Angst? Wo hast du dich in meinem Körper versteckt? Im Nacken? Im Bauch? In der Kehle? Und wie fühlst du dich an? Welche Farbe hast du? Bist du hart oder weich? Bist du heiß oder kalt? Machst du ein Geräusch? Wie schmeckst du?“
3) Dann kann man sich selbst erlauben, die Angst loszulassen. Es geht nur darum, sich die Erlaubnis dazu zu geben. Nicht, es zu tun. Das ist ein feiner, aber wichtiger Unterschied.
„Ja, ich kann mir erlauben, die Angst loszulassen. Ich muss es nicht. Ich darf die Angst auch behalten und weiter spüren. Ich darf sie aber loslassen. Das ist erlaubt.“
4) Sage Danke. Denn Deine Angst ist ein Teil von dir und sie hat irgendwo auch einen Zweck, eine positive Absicht. Deswegen sage dir so etwas wie:
„Hey, Angst. Ich verstehe dich nicht so richtig. Aber ich sage dir trotzdem Danke. Weil du bestimmt auf irgendeiner Ebene etwas Gutes für mich willst. Danke für deine guten Absichten. Danke!
5) Dann könnte ich versuchen, die Angst aktiv loszulassen. Wie geht das? Indem ich mir einfach vorstelle, dass ich die Angst loslasse.
Indem ich mir vorstelle:
- dass ich die Angst an einen Luftballon binde und sie fliegen lasse,
- dass ich die Angst in ein Segelboot setze und das Segelboot davonsegelt,
- dass ich die Angst ins Feuer schmeiße und ich dem Rauch nachwinke,
- dass ich mit einer Nadel in die Angst hineinpike, so dass der Druck entweicht.
Finde dein eigenes passendes Bild, wie du die Angst loslassen kannst.
Und? Ist die Angst kleiner geworden? Wenn nicht, dann einfach wieder bei 1 anfangen. Oft braucht es mehrere Durchläufe.
Merksatz: Ängste lassen sich gezielt in 5 Schritten loslassen: Das Spüren erlauben, die Angst lokalisieren, das Loslassen erlauben, Danke sagen, loslassen.
Impuls 13: Maßnahmen, um die Angst zum Verschwinden zu bringen
Was kann man alles tun, um die Angst kleiner zu machen?
Tatsächlich kann man eine Menge tun:
- Jemand finden, der mir die Hand hält.
- Die Angst einfach wahrnehmen und sich nicht davon beindrucken lassen, schließlich ist es „nur“ ein Gefühl.
- Es trotzdem tun. Also der Angst trotzen. Mutig sein.
- Über meine Ängste reden.
- Ausdauersport machen.
- Mich fragen, was das Schlimmste ist, das passieren kann. Und wie wahrscheinlich es ist, dass das Schlimmste passiert.
- Über meine Ängste schreiben.
- Selbsthypnose lernen.
- Entspannungsmethoden lernen (Yoga, Tai-Chi, autogenes Training, Qigong, progressive Muskelrelaxation).
- Sich der Angst so lange (in kleinen Schritten) aussetzen, bis sie weg ist (Exposition).
- Meditieren.
- Mit meinen Ängsten reden, also so tun, als wären sie Personen, mit denen ich einen Dialog führen kann (Focussing).
- Mir professionelle Unterstützung suchen, am besten bei einem guten Therapeuten, der sich auf Angsterkrankungen spezialisiert hat.
- In besonders harten Fällen: In eine Angstklinik gehen.
Merksatz: Es gibt viele Maßnahmen, um Ängste kleiner zu machen. Je mehr ich davon kenne und auch geübt habe, desto mutiger gehe ich durch die Welt.
Impuls 14: Haben Sie einen Notfallplan?
Die Angst kann uns unvorbereitet erwischen. Und oft können wir die Auswirkungen der Angst nicht wirklich gebrauchen. Deswegen ist es gut, wenn Sie sich auf das Auftreten der Angst vorbereiten.
Was Sie hier brauchen, ist ein Notfallplan. Also ein Plan, was genau Sie tun, wenn Ihre Angst Sie kalt erwischt. Denn je besser wir vorbereitet sind, desto besser können wir auch mit schwierigen Situationen umgehen.
So ein Notfallplan ist natürlich etwas ganz Individuelles. Hier trotzdem einmal ein Beispiel für Sie als Startpunkt oder als Inspiration:
- Ich atme durch die Nase normal ein und atme durch den Mund wieder aus. Mein Ausatmen dauert doppelt so lange wie mein Einatmen. Das Ganze mache ich 3 Mal.
- Ich mache eine Faust, presse meine Finger fest zusammen, spanne meinen Arm an und zähle bis 3. Dann lasse ich los und entspanne meine Finger und meinen Arm bewusst wieder.
- Ich sage zu mir selbst: „Ich spüre meinen Stress, meine Sorge, meine Angst. Das ist ganz normal. Ich darf die Angst spüren. Ich kann damit umgehen. Ich kann das aushalten.“
So ein Notfallplan lässt die Angst natürlich nicht verschwinden. Aber wir können so besser mit der Situation umgehen.
Und es wäre gut, wenn Sie den Notfallplan öfters in harmlosen Situationen üben würden. Damit Ihnen das Vorgehen in Fleisch und Blut übergeht.
Merksatz: Gute Vorbereitung in Form eines Notfallplans hilft einem, Ängste besser zu bewältigen.
Impuls 15: Angst macht uns zum Opfer
Sie sind erwachsen und Sie wissen, dass es nicht nur nette Menschen auf der Welt gibt. Es gibt Leute, die nutzen die Schwäche anderer gezielt aus. Diese Menschen suchen sich immer den Schwächsten aus, um ihn herumzuschubsen.
Und woran erkennt man den Schwächsten?
Man erkennt ihn an seiner Unsicherheit und seiner Angst.
Unsere Angst macht uns also zu einem beliebten Opfer für alle Intriganten, Grobiane und Mobber.
Deswegen ist es so wichtig, mit der eigenen Angst umgehen zu lernen. Die eigene Angst in den Griff zu bekommen. Und sich auch wehren zu können, trotz der Angst. Denn auch das strahlt man aus. Wenn man sich trotz Angstgefühlen wehren kann.
So dass die niederträchtigen Typen da draußen klar erkennen:
„Oha, das ist kein Opfer. Dieser Mensch hat zwar Angst, aber auch Stacheln, da suche ich mir lieber jemanden, mit dem ich es machen kann.“
Merksatz: Wenn ich mit meiner Angst nicht umgehen kann, strahlt das aus und signalisiert anderen: Ich bin ein Opfer, mit mir kann man es machen.
Impuls 16: die positive Absicht hinter der Angst
Warum müssen wir denn eigentlich Angst haben, wenn diese doch so viele Nachteile hat? Wozu ist diese mistige Angst denn überhaupt da?
Natürlich hat die Angst – wie alles im Leben – auch ihren Sinn und ihre positiven Seiten.
Die Angst bewahrt uns vor riskanten und gefährlichen Situationen. Sie lässt uns innehalten, bevor wir uns in eine unangenehme Lage bringen. Die Angst sorgt dafür, dass wir uns schnell in Sicherheit bringen, wenn der Löwe vor uns steht, weil ein Pfleger im Zoo die Tür aufgelassen hat.
Die Angst hat immer irgendwo eine positive Absicht. Sie will uns vor Unheil bewahren, beschützen, absichern.
Unsere Angst möchte nicht,
- dass wir verletzt werden,
- dass wir enttäuscht werden,
- dass es peinlich wird,
- dass wir kritisiert werden,
- dass wir abgelehnt werden oder
- dass wir sonst eine schmerzvolle Erfahrung machen.
Unsere Angst meint es nur gut mit uns.
Aber vielleicht kennen Sie auch den Spruch:
Das Gegenteil von gut ist gut gemeint.
Unsere Angst ist ganz oft nützlich und bewahrt uns vor Schmerz und Gefahren. Aber ganz oft behindert sie uns einfach nur in einem guten, erfüllten Leben.
Früher war Angst dazu da, uns zu sagen:
„Renn weg oder du bist tot.“
Heute sollte unsere Angst aber eben ein Signalgeber sein, der uns sagt:
„Hey, kurz aufpassen und den Kopf anschalten. Gibt es etwas, was du hier tun oder lassen solltest?“
Merksatz: „Der Zweck der Angst sollte sein, uns daran zu erinnern, unseren Kopf anzuschalten.“
Impuls 17: Ängste sind normal, auch bei anderen
Angst ist etwas ganz Universelles. Jeder von uns hat mal Angst. Und doch neigen wir dazu, anderen wegen ihrer Ängste gut zuzureden oder sie zu verniedlichen:
- Hey, davor brauchst du doch keine Angst zu haben.
- Ist der doof, dass er davor Angst hat.
- Junge, ist die aber eine ängstliche Kuh.
- Voll die Partybremse, weil er vor allem Angst hat.
- Der hat doch nur Angst davor, seine Gefühle zu zeigen.
Wir neigen dazu, andere für ihre Ängste zu verurteilen, während uns unsere Ängste ganz logisch und natürlich vorkommen.
Aber die meisten Ängste sind irrational und eigentlich nicht notwendig.
Kennen Sie den lateinischen Satz „Quid pro quo“ (übersetzt: „Dieses für das“)? Dieser Satz bedeutet so viel wie: Geben und nehmen. Oder eine Hand wäscht die andere. Oder wie du mir, so ich dir.
Möchten Sie für Ihre Ängste verurteilt, verniedlicht, bemitleidet oder mit guten Ratschlägen versehen werden?
Dann hören Sie doch auch auf, andere für ihre Ängste irgendwie zu bewerten.
Ängste sind normal. Nicht nützlich, aber normal. Wir alle haben sie. Auch wenn jeder irgendwie andere hat.
Eine gute Reaktion, wenn Sie Ängste bei jemandem spüren, wäre deswegen:
- Ignorieren Sie die Angst Ihres Gegenübers.
- Lenken Sie ihn oder sie ab.
- Reichen Sie dem Menschen die Hand, ohne etwas zu sagen.
- Oder: Erzählen Sie von Ihren Ängsten und signalisieren Sie: Wir sitzen alle im gleichen Boot.
Aber wenn Sie nicht möchten, dass andere Sie für Ihre Ängste verurteilen oder Ihnen erzählen, Sie bräuchten doch keine Angst zu haben, dann tun Sie das eben auch nicht bei anderen.
Quid pro quo.
Merksatz: Andere nie wegen ihrer Ängste verurteilen oder ihnen sagen, es gebe keinen Grund, Angst zu haben.
Impuls 18: Warum es so wichtig ist, etwas zu riskieren
Den Mutigen gehört die Welt. Also denen, die sich trauen, ein Risiko eingehen. Und das braucht Mut.
Es ist wie bei der Geldanlage. Wenn ich eine überdurchschnittliche Rendite erwirtschaften will, muss ich auch ein überdurchschnittliches Risiko eingehen.
Mut ist ja die Fähigkeit, die eigenen Ängste auszuhalten und trotzdem zu handeln. Und es sind die Mutigen, die die süßesten Früchte ernten. Wobei es natürlich auch Mutige gibt, die auf die Nase fallen.
Aber um die guten Dinge im Leben zu bekommen, muss ich mutig sein und etwas riskieren.
- Also mich trauen, nach der Gehaltserhöhung zu fragen.
- Mich trauen, meine Traumfrau oder meinen Traummann anzusprechen und auf einen Kaffee einzuladen.
- Mich trauen, mich selbstständig zu machen.
- Mich trauen zu sagen: „Hey, ich mag dich wirklich, lass uns Freunde sein.“
Merksatz: Wenn ich mehr will vom Leben, muss ich bereit sein, auch mal ein Risiko einzugehen, weil den Mutigen die Welt gehört.
Impuls 19: Was ist das Schlimmste, das passieren könnte?
Wenn wir vor etwas Angst haben, denken wir oft daran, was schlimmstenfalls passieren könnte. Wir denken oft in Katastrophen-Szenarien. Wir malen uns aus, wie schlimm es maximal werden wird. Und dementsprechend wird unsere Angst auch immer größer und größer.
Und es ist natürlich auch nicht unklug, mal kurz über die Risiken und schlimmstmöglichen Folgen einer Idee nachzudenken.
Aber es ist nicht lebensdienlich, wenn es dabei bleibt.
Der Fairness halber sollte man sich zwei weitere Fragen stellen:
- Was könnte bestenfalls passieren?
- Was wird wahrscheinlich passieren?
Denn die Wirklichkeit spielt sich ja meistens zwischen dem Schlimmsten und dem Besten ab.
Wenn wir unsere Ängste in den Griff bekommen wollen, müssen wir irgendwann auch den Kopf anschalten und die bewusste und verstandesorientierte Kontrolle über unsere Situation übernehmen.
Das Gefühl ist zuerst immer stärker. Aber wenn wir das Gefühl lang genug ausgehalten haben, ohne zu schnell eine Entscheidung zu treffen, dann kommt irgendwann wieder unser Verstand durch.
Und dann sollten wir uns in einer uns ängstigenden Situation fragen:
„Was wird hier realistischerweise wahrscheinlich passieren?“
Merksatz: Seien Sie weder Optimist noch Pessimist. Seien Sie lieber ein gesunder, positiver Realist, der die Dinge so sieht, wie sie sind.
Impuls 20: „Trotzdem“ ist das Wort, das die Angst besiegt
„Trotzdem“ ist ein sehr kraftvolles Wort.
Wenn ich zum Beispiel sage:
„Ich habe Angst, aber ich tue es trotzdem!“
Das Wort „trotzdem“ spiegelt unseren besten Umgang mit Angstgefühlen wider.
Es trotzdem tun. Trotzdem handeln. Trotzdem voranschreiten.
Denn wie schon gesagt, den Mutigen gehört die Welt. Die Mutigen bekommen die besten Jobs, die besten Männer und Frauen, die besten Unterstützer, die besten Möglichkeiten, die besten Chancen. Weil „trotzdem“ das Zauberwort aller Mutigen ist.
Denn Mut ist nicht, keine Angst zu haben. Mut bedeutet, trotz der Angst zu handeln, weil mir eine Sache wichtig genug ist. Trotz meiner Angst. Trotzdem.
„Trotzdem“ ist eine Unabhängigkeitserklärung. Sie machen sich damit frei von Ihren Ängsten, frei von anderen Menschen, frei von allem, was Sie behindert und einschränkt.
Wenn es ein Wort gibt, das Sie häufiger benutzen sollten, dann ist es „trotzdem“.
Merksatz: Verwenden Sie das Wort „trotzdem“ so oft wie möglich, um über Ihre eigenen Ängste hinaus zu denken und zu handeln.
Impuls 21: Gefühle unterscheiden lernen
Ängste kommen in vielen Formen daher. Da haben wir leichte Sorge bis hin zu Todesangst. Besorgt sein oder Panik. Unsicherheit oder Furcht. Horror. Schauder. Zögerliche Ängstlichkeit. Und, und, und …
Was beim Umgehen mit Angstgefühlen hilft, ist, hier gut im Unterscheiden zu werden. Weil ein Angstgefühl nur noch halb so unangenehm ist, wenn ich zu mir selbst sage:
„Ach! Interessant! Ich spüre da eine gewisse Ängstlichkeit in mir.“
Oder:
„Uiii. Das macht mir aber ganz schön Angst.“
Viele Menschen finden es auch sehr hilfreich, wenn sie ihr Angstgefühl auf einer Skala von 1 bis 10 bewerten.
Wobei eine 1 eine leichte Unsicherheit ist und eine 10 die totale Todesangst, bei der einem Pipi an den Innenseiten der Schenkel runterläuft.
Immer wenn wir es schaffen, ein Gefühl auf die bewusste Ebene zu ziehen, nehmen wir dem Gefühl seine Macht. Es fühlt sich dann weniger unangenehm an. Wenn wir es schaffen, das Gefühl zu beobachten.
Deswegen gewöhnen Sie es sich vielleicht einfach an, öfter in die Beobachterperspektive zu gehen und sich zu fragen:
„Wie stark ist meine Angst eigentlich gerade auf einer Skala von 1 bis 10?“
Dadurch lernen Sie, die verschiedenen Stufen Ihrer Gefühle und Ihrer Angst zu unterscheiden. Sie werden achtsamer mit sich. Und die Angst wird immer weniger unangenehm, sondern ist halt „nur“ noch ein Gefühl, das ich gerade spüre.
Merksatz: Ein Angstgefühl, das ich bewusst wahrnehme und beobachte, ist nur noch halb so schlimm.
Impuls 22: Die Angst verorten und dadurch kleiner machen!
Ein Angstgefühl auf einer Skala einzusortieren ist schon hilfreich, um die Angst kleiner zu machen. Was auch hilft, ist, das Gefühl im Körper zu verorten. Sich also zu fragen:
„Wo genau im Körper spüre ich das Angstgefühl? Wo ist der Ort, an dem meine Angst sitzt?“
Vielleicht spüren Sie sie im Nacken, im Bauch, in der Kehle, in der Brust?
Unsere Angst hat normalerweise einen festen Platz, an dem sie wohnt.
Indem Sie sich diese Frage stellen, bringen Sie Bewusstheit und Achtsamkeit zum Angstgefühl und machen es dadurch kleiner und weniger unangenehm.
So wie Sie es auch schon beim Thema die Angst loslassen kennengelernt haben.
Das Verorten macht einem bewusst, dass die Angst nur ein Gefühl ist. Die Angst ist eine gefühlsmäßige Reaktion, die nicht unbedingt etwas mit der Realität zu tun hat. Die Angst kann auch allein in unserem Kopf entstanden sein, ohne dass es tatsächlich eine gefährliche Situation da draußen gibt.
Und hier noch ein Trick zum Gefühlsmanagement, den Sie bei Angst anwenden können. Nachdem Sie Ihr Angstgefühl verortet haben,
- legen Sie Ihre Hand auf die ängstliche Stelle an Ihrem Körper,
- nehmen Sie einen tiefen Atemzug und
- sagen Sie zu sich selbst: „Hallo, Angstgefühl. Ich sehe dich. Ich spüre dich. Ich höre dich. Ich habe dich wahrgenommen und tue alles, was notwendig ist, damit wir sicher sind. Ich habe die Botschaft empfangen. Du kannst also wieder gehen. Danke!“
Merksatz: Meine Angst hat einen Ort im Körper, wo ich sie am stärksten spüren kann. Sich diesen Ort bewusst zu machen verringert das Angstgefühl. Und wenn ich dann noch mit meinem Angstgefühl spreche, wird die Angst noch kleiner.
Impuls 23: Wie gehe ich mit meiner Angst um?
Es gibt verschiedene Arten, mit Unsicherheit, Sorge und Angstgefühl umzugehen. Und jede hat ihre Berechtigung, aber auch ihre Vor- und Nachteile.
Möglichkeit 1: Ignorieren: Manchmal ist es gut, die Angst einfach zu ignorieren und sich mit etwas anderem abzulenken. Man muss nicht immer alles problematisieren und manchmal darf man auch den einfachen Weg gehen.
Möglichkeit 2: Verdrängen: Wenn man die Angst immer und immer wieder ignoriert, dann spricht man von Verdrängen. Und Gefühle zu verdrängen ist gefährlich, denn Gefühle suchen sich normalerweise ihren Ausdruck oder ein Ventil. Oft über körperliche Symptome oder sogar über Krankheiten.
Möglichkeit 3: Ausweichen: Ich kann Situationen, vor denen ich Angst habe, einfach ausweichen. Das machen wir alle in bestimmtem Umfang. Schwierig wird es nur, wenn ich es zu oft mache. Oder wenn ich dadurch Dinge nicht tun kann, die ich eigentlich gerne tun würde. Wenn ich zum Beispiel gerne mehr Kontakt zu anderen Menschen hätte, ich aber Angst vor sozialen Situationen habe. Und wenn ich dann der Angst immer ausweiche, werde ich einsam. Hier ist Ausweichen keine gute Lösung.
Möglichkeit 4: Zulassen: Ich kann Ängste auch einfach als normalen Teil des Lebens zulassen. Also davon ausgehen, dass Ängste normal sind und ihre Berechtigung haben. Ich darf meine Ängste spüren, sie beobachten, sie verorten, sie befragen, sie fühlen. Dann brauche ich sie nicht zu ignorieren, zu verdrängen oder ihnen auszuweichen. Ich kann sie aushalten und dann loslassen. Und je mehr ich das tue, desto kleiner werden meine Ängste. Weil ich immer mehr und mehr erlebe, dass die Situationen, in die ich mich begebe, gar nicht so gefährlich oder unangenehm sind, wie ich gedacht habe.
Fragen Sie sich im Alltag immer mal wieder:
„Wie gehe ich mit meiner Angst um? Ignoriere ich sie, verdränge ich sie, weiche ich aus oder lasse ich sie einfach zu?“
Merksatz: Wir können mit der Angst auf verschiedene Art umgehen und alle sind o. k. Aber am gesündesten ist das Zulassen der Angstgefühle. Dann bin ich frei.
Impuls 24: Angst kann man vor x-beliebigen Dingen haben
Es ist schon erstaunlich, wovor man alles Angst haben kann.
Manche Ängste sind biologisch bedingt: Wir haben zum Beispiel Angst vor dem Fallen, vor der Höhe, vor dem Ertrinken, vor dem Ersticken. Meistens nützlich, weil wir so länger leben.
Wir können Angst vor Tieren haben. Vor großen oder kleinen Tieren. Vor Spinnen. Schlangen. Vor Hunden.
Wir haben Angst vor Schmerzen oder vor Krankheit. Was uns dazu bringt, zum Arzt zu gehen oder manchmal auch nicht zum Arzt zu gehen.
Wir haben Angst, dass unseren Lieben etwas zustößt. Was uns oft schlecht schlafen lässt, wobei wir doch meistens nichts anderes tun können, als zu vertrauen, dass alles gut wird.
Wir haben Angst vor dem Verlassen-Werden. Oder vor zu viel Nähe. Oft sogar beides gleichzeitig.
Wir haben Angst vor Kontrollverlust. Deswegen zeigen wir uns so selten so, wie wir wirklich sind.
Wir haben Angst davor, dass andere uns verachten und schlecht von uns reden. Und machen so oft gute Miene zum bösen Spiel. Oder laufen die ganze Zeit mit einer Maske herum.
Wir haben Angst, verstoßen und gemieden zu werden. Deswegen versuchen wir, ein guter Teil der Herde zu sein und nicht zu sehr aus der Reihe zu tanzen.
Oder wir haben Angst, dass andere uns übervorteilen und ein größeres Stück vom Kuchen bekommen. Deswegen verscherzen wir es uns oft mit den anderen und werden einsam.
Wir haben Angst vor Peinlichkeit oder dass wir ausgelacht werden. Was unserer Lebendigkeit nicht guttut.
Wir haben Angst vor Gewalt.
Wir haben Angst vor dem Scheitern, deswegen versuchen wir vieles nicht, auch das, was uns glücklicher und zufriedener machen würde.
Wir haben Angst vor Enttäuschung. Also lieber gar nicht erst fragen.
Wir haben Angst vor dem Fremden, das wir nicht einschätzen können. Und vor der Andersartigkeit. Wir wechseln die Straßenseite und verlieren die Chance, etwas Neues zu lernen und unsere langweilige kleine Welt mal ein bisschen bunter zu machen.
Wir haben Angst vor der Einsamkeit. Oder vor dem Alleine-Sein. Und schauen dann oft gar nicht auf das, was wir wollen.
Und wir haben natürlich Angst vor dem Tod. Den man bekanntlich akzeptieren muss, damit man wirklich leben kann.
Es gibt unendlich viel, wovor man Angst haben kann. Und Ängste sind normal und nichts Schlechtes. Wenn wir sie nicht blind hinnehmen, sondern auf eine gute und gesunde Art damit umgehen.
Merksatz: Es gibt nichts, wovor man nicht Angst haben kann. Und fast jede unreflektierte Angst macht unser Leben ein klein wenig unfreier und ärmer.
Impuls 25: Yoxtupror – kennen Sie? Oder?
Yoxtupror. Kennen Sie? Wahrscheinlich nicht. Yoxtupror ist Ihnen unbekannt. Und wenn etwas unbekannt ist, können wir es nicht einschätzen. Und wenn wir etwas nicht einschätzen können, sind wir eher vorsichtig, zurückhaltend, unsicher.
Mit anderen Worten: leicht ängstlich.
Das macht das Unbekannte mit uns. Es bringt die Angst in uns zum Vorschein.
Deswegen sind Menschen, die viel ausprobiert haben, die viel um die Welt gereist sind und die viel gesehen haben, auch gelassener, offener und einfach weniger ängstlich. Weil es weniger Unbekanntes in ihrem Leben gibt.
Deswegen ist ein Weg, die Angst kleiner werden zu lassen, sich dem Unbekannten bewusst und aktiv zu stellen.
Also über den eigenen Schatten zu springen und zu sagen:
„Ich kenn dich nicht, aber ich würde dich gerne kennenlernen. Denn wenn ich dich erst kenne, brauche ich keine Angst mehr vor dir zu haben.“
Und das gilt für Menschen genauso wie für unbekannte Situationen.
Merksatz: Neugier ist ein Gegengift für die Angst. Wer immer versucht, das Unbekannte zu ergründen, der spürt weniger Angst.
Impuls 26: Die Angst zugeben
Das Leben wird einfacher, wenn wir anderen gegenüber zugeben können, dass wir Angst haben. Denn Angst ist nun einmal etwas ganz Natürliches, Menschliches.
Sagen Sie doch einfach:
- Ne, ich komme nicht mit, weil ich davor Angst habe.
- Ne, ich will diesen Vortrag nicht halten, ich habe zu viel Angst davor, vor Menschen zu reden.
- Ne, ich habe Angst, zu zeigen, dass ich diesen Menschen mag, ich habe Angst vor der Zurückweisung.
Aber wir trauen uns oft nicht, zuzugeben, dass wir Angst haben. Wir trauen uns nicht, unsere Angst zu zeigen. Und wir erfinden dann Ausreden.
Weil einem Angst oft als Schwäche ausgelegt wird.
Oder weil die anderen uns dann einreden, unsere Angst sei doch ganz unbegründet. Als ob unsere Angst etwas Rationales wäre.
Wir wollen aber gut dastehen. Deswegen verstecken wir unsere Ängste. Und dadurch machen wir alles nur noch schlimmer.
Denn wir packen uns eine zusätzliche Angst auf die Schultern. Die Angst davor, dass jemand merken könnte, dass wir Angst haben.
Also lieber die Angst zugeben. Ehrlich zu sich selbst sein und ehrlich zu anderen. Das ist der erste Schritt, besser mit den eigenen Ängsten zurechtzukommen.
Merksatz: Zu meiner Angst zu stehen, meine Angst zu zeigen und sie zuzugeben, macht mein Leben deutlich einfacher.
Und nun?
Die Impulse, Anregungen und Ideen aus diesem Text können Ihnen helfen, mit Ihrer Angst besser zurechtzukommen.
Aber das Lesen hilft natürlich nichts.
Etwas nur zu lesen, ohne es anzuwenden, ist auch ein bisschen verschwendete Zeit.
Deswegen suchen Sie sich bitte eine Idee oder einen Impuls aus diesem Text heraus und machen Sie etwas damit.
- Bauen Sie eine Idee in Ihr Leben ein.
- Verinnerlichen Sie eine Idee.
- Machen Sie sich ein Poster und kleben Sie es an die Wand.
- Stellen Sie sich vor, Sie würden eine der Ideen umsetzen (Mentaltraining).
Machen Sie etwas daraus.
Mut ist, etwas trotz der Angst zu tun. Trotzdem.
@Ralf Senftleben (ZeitzuLeben)
Fotonachweis: Etienne Girardet