Zu anstrengend.
Funktioniert nicht.
Bringt dich auch nicht weiter.
Du hast versucht dich selbst zu finden.
Bislang vergeblich.
Wer du wirklich bist und was du wirklich willst, weißt du immer noch nicht.
Selbstfindung
Eine Richtung im Leben zu finden ist nicht ganz einfach. Denn wir leben in einer Zeit und in einem Land der 1001 Möglichkeiten. Niemals zuvor in unserer Geschichte standen jedem von uns hier im westlichen Europa so viele unterschiedliche Möglichkeiten zur Verfügung, was Hobbys, Beschäftigungen oder mögliche Berufe angeht.
Und die große Anzahl dieser Möglichkeiten hat unser Leben nicht unbedingt leichter gemacht. Denn in diesem Wald der Möglichkeiten kann man sich auch schnell verirren. Und dann fragt man sich:
„Toll, ich kann alles tun. Aber was davon ist denn das Richtige für mich? In welche Richtung soll ich mich bewegen?“
Um die Antwort auf diese Frage zu finden, kannst du dich in kleinen Schritten intensiv mit dir selbst, mit deinen Wünschen, Zielen, Bedürfnisse, Träumen und deinen realen Möglichkeiten auseinandersetzen.
3 Grundideen weisen dir den Weg
Wenn du herausfinden möchtest, was du wirklich vom Leben willst, kommst du nicht drum herum, dich längere Zeit auf freundliche und verständnisvolle Art mit dir selbst zu beschäftigen.
Bei diesem „Mit sich selbst beschäftigen“ helfen dir 3 Ideen:
- Idee 1: Ich bin dann glücklich, erfüllt und zufrieden, wenn ich ein Leben führe, das zu meiner Persönlichkeit, zu meinen Stärken und zu meinen Schwächen passt.
- Idee 2: Ich bin glücklich und zufrieden, wenn meine persönlichen, individuellen Bedürfnisse erfüllt werden.
- Idee 3: Und ich bin glücklich und zufrieden, wenn mein Leben eine Richtung hat.
Diese 3 Punkte müssen mehr oder weniger erfüllt sein, damit wir unser Leben als vollständig und erfüllend erleben. Deshalb ist Selbstfindung für uns alle auch so wichtig.
Das ist natürlich keine leichte Aufgabe, denn dieser Zustand ist nicht so schnell zu erreichen. Deshalb solltest du diese drei Grundgedanken auch eher als Ideal sehen, auf das du dich schrittweise zubewegen kannst und zwar ohne den Anspruch, dieses Ideal jemals und für immer komplett zu erreichen.
Aber jeder Schritt, den du dich auf dieses Ideal zubewegst, ist ein Gewinn für dich. Jeder erfolgreiche Schritt macht dein Leben besser. Deswegen lohnt es sich, diesen Weg zu gehen.
3 Fragen bringen dir Klarheit
Aus den 3 Grundideen von oben (Persönlichkeit, Bedürfnisse, Richtung) können wir wiederum 3 Kernfragen ableiten, und zwar:
- Frage 1: Was sind meine Bedürfnisse? Was brauche ich, um mich wohlzufühlen?
- Frage 2: Wie sieht denn eigentlich meine Persönlichkeit aus? Wer bin ich? Und was sind meine Stärken und Schwächen?
- Frage 3: Was ist eine gute Richtung für mein Leben? Und zwar eine Richtung, die sich für mich sinnvoll anfühlt und die etwas mit meiner Persönlichkeit und meinen Bedürfnissen zu tun hat?
Lass uns diese 3 Selbstfindungsfragen einmal kurz etwas näher beleuchten:
Frage 1 zur Selbstfindung: Was sind meine Bedürfnisse?
Die Erfüllung meiner persönlichen grundlegenden Bedürfnisse (und das sind für jeden Menschen andere Bedürfnisse) ist eine wichtige Voraussetzung dafür, dass ich ausgeglichen und zufrieden bin. Nur kennen die meisten Menschen ihre Bedürfnisse gar nicht so genau. Deswegen gilt es, die eigenen Bedürfnisse herauszufinden, um sie dann im nächsten Schritt zu erfüllen.
Um sich etwas tiefergehend mit deinen Bedürfnissen auseinanderzusetzen, möchte ich dir die folgende Übung ans Herz legen:
Übung: Was will ich nicht mehr?
Schritt 1: Oftmals fällt es uns leichter, zu sagen, was wir nicht wollen, als zu benennen, was wir wollen.
Nimm dir im ersten Schritt ein Blatt Papier und schreibe 3 Dinge untereinander, die du in deinem Leben nicht mehr willst, z. B. „Ich möchte nicht mehr in der lauten und hektischen Stadt wohnen.“
Schritt 2: Im zweiten Schritt der Übung gehe jeden deiner 3 “Will ich nicht mehr”-Punkte durch und frage dich bei jedem dieser 3 Punkte: „Was will ich stattdessen?“.
Die Antwort schreibst du dann hinter das, was du nicht mehr willst.
Zum Beispiel: „Ich möchte nicht mehr in der lauten und hektischen Stadt wohnen. Ich möchte anstelle dessen auf dem Land wohnen, am liebsten irgendwo, wo kaum Autos lang fahren und ich nicht ständig mit fremden Menschen konfrontiert werde.“
Schritt 3: Nun weißt du schon, was du willst. Der nächste Schritt ist nun, zu überlegen, welches grundsätzliche Bedürfnis hinter diesem Wunsch steckt.
Um das Bedürfnis dahinter zu finden, kannst du dich bei jedem deiner drei Wünsche fragen: „Warum will ich das?“ oder „Was verspreche ich mir davon?“. Die Antwort schreibst du hinter den jeweiligen Wunsch.
Zum Beispiel: „Ich möchte nicht mehr in der lauten und hektischen Stadt wohnen. Anstelle dessen möchte ich auf dem Land wohnen, am liebsten irgendwo, wo kaum Autos lang fahren und ich nicht ständig mit fremden Menschen konfrontiert werde. Und zwar, weil ich das das Bedürfnis nach Ruhe, Stille und Frieden habe.“
Schritt 4: Frage dich im vierten Schritt, bei jedem einzelnen deiner Bedürfnisse, was passieren müsste, damit dieses Bedürfnis erfüllt wäre.
Dieser Schritt ist wichtig, damit deine Bedürfnisse in deinem Kopf nicht nur als abstrakte Konzepte herumgeistern. Du brauchst ein klares Bild, was ein Bedürfnis für dich bedeutet, denn nur so kannst du später auch gezielt dafür sorgen, dass deine Bedürfnisse erfüllt werden.
Frage dich: „Was müsste passieren, damit dieses Bedürfnis erfüllt wird?“, und schreibe die Antwort hinter das jeweilige Bedürfnis.
In unserem Beispiel sähe das so aus: „Ich möchte nicht mehr in der lauten und hektischen Stadt wohnen. Anstelle dessen möchte auf dem Land wohnen, am liebsten irgendwo, wo kaum Autos lang fahren und ich nicht ständig mit fremden Menschen konfrontiert werde. Denn ich habe das Bedürfnis nach Ruhe, Stille und Frieden. Ich müsste also bei mir im Alltag irgendeinen Ort finden, an den ich mich zurückziehen kann und an dem ich mich sicher und geborgen fühlen kann.“
Schritt 5: Und als letzten Schritt überlege dir für jedes deiner Bedürfnisse bitte kleine, einfache und machbare Maßnahmen, wie du deinen Bedürfnissen einen klitzekleinen Schritt näher kommen kannst.
Frage dich dafür: „Was wäre der erste Schritt zum Ziel?“.
Entsprechend wäre das in unserem Beispiel: „Ich möchte nicht mehr in der lauten und hektischen Stadt wohnen. Ich möchte auf dem Land wohnen, am liebsten irgendwo, wo kaum Autos lang fahren und ich nicht ständig mit fremden Menschen konfrontiert werde. Ich habe das Bedürfnis nach Ruhe, Stille und Frieden. Ich müsste einen Ort finden, an den ich mich zurückziehen kann und an dem ich mich sicher und geborgen fühlen kann. Ich werde mir als Erstes überlegen, wo dieser Ort sein könnte.“
Hier noch einmal das Beispiel als übersichtliche Tabelle:
Nach diesem Muster kannst du all deine 3 „Will ich nicht mehr“-Punkte durchgehen, und daraus konkrete nächste Schritte entwickeln, um den dahinter stehenden Bedürfnissen einen noch größeren Raum zu geben.
Frage 2 zur Selbstfindung: Wie sieht meine Persönlichkeit aus? Wer bin ich?
Wenn ich mir ein Leben schaffen möchte, das im Einklang mit mir selbst ist, muss ich erst einmal herausfinden, wer ich bin.
„Wer bin ich also?“
Damit du diese komplexe Frage ein bisschen eingrenzen kannst, haben wir hier für dich eine kleine Übung, mit der du im ersten Schritt deine Charaktereigenschaften etwas klarer benennen kannst. Dadurch wird schon einmal ein wenig klarer, wer du bist und was dich als Mensch ausmacht.
Übung: Meine Charaktereigenschaften
Wir haben hier eine Liste mit einer ganzen Reihe von Charaktereigenschaften für dich. Am Ende des Artikels können du dir die Liste mit dem Titel “Meine Eigenschaften” herunterladen.
Bitte drucke dir die Liste “Meine Eigenschaften” aus.
Nun schätzt du dich bei jeder Charaktereigenschaft selbst ein, indem du in jeder Zeile der Tabelle einen Wert von –3 (überhaupt nicht) bis +3 (sehr stark ausgeprägt) einträgst.
Da ist natürlich ein großes Stück Selbsteinschätzung gefragt. Dabei hilft es dir, wenn du nach konkreten Beispielen in deinem Leben suchst, in denen man sehen konnte, ob du diese Eigenschaft besitzt. Du meinst zum Beispiel, du seist sehr durchsetzungsstark? Dann müssten dir zumindest ein paar Situationen einfallen, in denen du diese Eigenschaft beweisen konntest. Falls nicht, kannst du dir hier keine +3 geben!
Drucke dir dann die Blanko-Liste ein weiteres Mal aus und gib sie an einen Bekannten/eine Bekannte von dir und bitte ihn/sie, einmal zu jeder der Charaktereigenschaften eine Fremdeinschätzung zu geben.
Wenn du dann die Liste abgleichst und beide Ergebnisse auswertest und in Einklang bringst, dann kannst du schon einmal ziemlich konkret benennen, wie du gestrickt bist.
Hier ein Beispiel:
Aber auch aus unseren Bedürfnissen können wir auf unsere Persönlichkeitsmerkmale schließen. Kann es zum Beispiel sein, dass der Mensch aus dem Beispiel “Nicht mehr in der lauten Stadt wohnen” ein eher introvertierter Mensch ist? Schließlich scheint er seine Energie eher aus sich selbst zu ziehen und kann auf andere Menschen verzichten.
Frage 3 zur Selbstfindung: Was ist eine gute Richtung für mein Leben?
Hier geht es um die Frage, wohin ich mein Leben lenken möchte. Es geht um meine Leidenschaften, meine Ziele, meine Wünsche und irgendwann vielleicht auch um den Beitrag, den ich zum großen Ganzen leisten kann.
Deine Richtung wird meistens schon etwas klarer, wenn du die ersten beiden Fragen beantworten konntest. Wenn du weißt, wer du selbst bist und welche Bedürfnisse du hast, weißt du oft auch schon, wohin du willst.
Unsere Richtung im Leben hat ganz oft etwas mit unseren Werten zu tun. Unsere Werte sind die Dinge, die uns wichtig und unverzichtbar im Leben sind. Um deinen Werten auf die Spur zu kommen, frage dich:
- „Was würde ich vermissen, wenn ich es nicht mehr hätte?“
- „Ohne was möchte ich nicht leben?“
- „Worum würde ich kämpfen, wenn es bedroht ist?“
- „Wovon braucht die Welt mehr?“
Auch dazu haben wir eine lange Werte-Liste zum downloaden für dich.
Die Werte-Liste kannst als Inspiration für dich nutzen, um auf Ideen zu kommen.
Übung: Meine Werte leben
Schritt 1: Stelle dir bitte die obigen Fragen. Nutze die Werte-Liste als Hilfe. Und wenn du durch die Fragen deine Werte gefunden hast, schreibe sie auf ein Blatt Papier.
Schritt 2: Frage dich im nächsten Schritt: „Was kann ich tun, um meine Werte noch mehr zu leben?“, und schreibe die Antwort dahinter.
Beispiel: „Ich finde, die Welt sollte sich mehr um die Umwelt kümmern. Umweltschutz ist mir wichtig. Ich werde mich einer Naturschutzorganisation anschließen und für den Umweltschutz kämpfen.“
So ergibt sich aus den eigenen Werten automatisch eine Richtung für dein Leben. Keine beliebige, willkürliche Richtung. Sondern eine, die aus deinem Inneren kommt und gespeist von dem ist, was dir im Inneren wirklich wichtig ist.
So … das waren 3 kleine, aber wirkungsvolle Fragen, mit denen du den Fragen „Was will ich?“ und „Wer bin ich?“ ein wenig auf die Spur kommen kannst.
Deine Persönlichkeit, deine Bedürfnisse und deine Richtung. Wenn du diese 3 Dinge intensiv erforscht hast, wirst du eine klarere Vorstellung davon haben …
- wer du bist,
- was du brauchst, um glücklich und zufrieden zu sein,
- wo du hinwillst, und
- was die nächsten Schritte für dich sind.
Natürlich ist diese große Fragestellung, diese „Lebensaufgabe“, hier im Beitrag nur kurz umrissen.
@Ralf Senftleben (www.zeitzuleben.de)
Fotonachweis: unsplash.com / Jayden Zoon ZK