“Wie gehe ich den Weg (der Spiritualität) zu Ende?”
Diese Frage ist deswegen so wichtig, weil schon im Wortlaut der Frage eine der häufigsten und größten Blockaden sichtbar wird, mit der wir uns unser Glück selbst verwehren.
Die Frage stellt die Bedingung voraus, dass es tatsächlich ein “Ende” des Weges gäbe.
Dass irgendwann, nach all den Jahren der harten Arbeit an uns selbst alles einfacher wird.
Dass Jahre des Leides irgendwann mit einem Leben voller Glück, Zufriedenheit und innerer Ruhe belohnt würden.
Wer allerdings diesen naiven, wenn auch gesellschaftlich völlig propagierten Glaubenssatz verfolgt, hält sich sein Leiden ewig aufrecht.
Denn es gibt kein Ende des Weges.
Es werden nie weniger Probleme und Herausforderungen kommen.
Jede Phase der Ruhe und des (manchmal fast langweiligen) friedvollen Lebens wird immer wieder abgelöst von einer Zeit der Unruhe und Herausforderungen.
Das mag jetzt vielleicht sehr niederschmetternd für dich klingen, vor allem, wenn es auf alte Glaubenssätze à la “Die Welt ist schlecht”, “Es hört nie auf” oder “Das Leben ist ein Kampf” trifft und diese auf den ersten Blick zu bestätigen scheint.
Aber lies weiter, denn dass die Probleme und Herausforderungen nie aufhören, heißt nicht, dass du ewig leiden musst.
Wir glauben oft, dass wir nur irgendwie ein rostiges Zahnrad aus unserer inneren Maschine austauschen müssten, damit eine Veränderung geschieht.
Ein großer Knall, eine super Lösung und schon ist alles gut.
Aber tatsächlich geschehen die Veränderungen im Inneren anders.
Sie werden nicht mit simpler Sekundarstufen I – Mathematik errechnet, à la: x+y= Glück, sodass man nur x und y finden müsste, um glücklich zu sein.
Glück ist ein Zustand, kein Endziel.
Aber wenn wir hoffen, dass es uns an einem Ziel angekommen besser gehen wird, dann verdammen wir uns in der Gegenwart dazu, unglücklich zu sein.
Sonst bräuchten wir ja kein Ziel mehr…
Es geht also nicht darum, auf etwas hinzuarbeiten, sondern den Fokus immer häufiger weg von dem zu lenken, was noch nicht gut genug ist…
Vergleiche dich nicht mit dem, was noch sein kann, sondern allerhöchstens mit dem Menschen, der du gestern warst.
Sieh die kleinen Fortschritte, die tagtäglich passieren.
Die kleinen Wunder, die jeden Tag geschehen.
Und gib damit den herunterziehenden Problemen gar keinen Raum mehr, zu viel Platz in deinem Kopf einzunehmen.
Keine große Kraftanstrengung, sondern jeden Tag ein kleiner Ziegel über den anderen, um ein neues, schönes und stabileres Haus zu bauen.
@Arne Tempel