Mir geht es besser, wenn ich einen Auftrag habe.
Eine Aufgabe, um die ich mich kümmern will, soll oder muss.
Diesen Auftrag kannst du von jemandem bekommen. Oder du wählst ihn selbst.
Ich persönlich komme besser damit zurecht, wenn ich mir meine Aufträge selbst aussuche. Wenn ich meine Entscheidungen selbst treffen kann. Dann bin ich motivierter und ausgeglichener. Dann kann ich meinen Auftrag besser erfüllen.
Deswegen bin ich selbstständig.
Andere mögen es lieber, eine Aufgabe zugewiesen zu bekommen und Teil einer größeren Sache zu sein. Also die Entscheidungen von anderen mit Leben zu füllen.
Das eine ist nicht besser als das andere. Es ist eher eine Frage, was mir mehr liegt und unter welchen Umständen ich bessere Ergebnisse liefern kann.
Doof ist nur, wenn ich das eine nicht will und das andere auch nicht.
Wenn ich keine eigenen Entscheidungen treffen will. Wenn ich aber auch die Entscheidungen anderer nicht befolgen will, weil sie mir nicht gefallen.
Dann stehst du plötzlich ohne Auftrag da. Was unser Leben sehr durcheinander bringen kann.
Das kannst du bei vielen Menschen sehen, wenn sie in den Ruhestand gehen. Plötzlich haben sie keinen Auftrag mehr und damit muss man erst mal klarkommen.
Das Gleiche gilt, wenn plötzlich die Kinder alle aus dem Haus sind und einen nicht mehr brauchen. Das hinterlässt ein Vakuum, eine Leere, die sich so gar nicht gut anfühlt.
Wir brauchen einen Auftrag. Und Alltagsbewältigung, mich zu amüsieren oder Schmerzvermeidung, all das sind keine Aufträge. Das ist nur ein halbes Leben.
Manche Menschen suchen sich auch einen destruktiven Auftrag. Zum Beispiel, anderen das Leben schwer zu machen. Jeder von uns kennt so jemanden, der in dieser Rolle gefangen ist.
Aber das ist kein lebensdienlicher Auftrag. Das beschäftigt einen zwar, aber es macht dich nicht glücklich.
Ein guter Auftrag ist eher die Antwort auf die Frage:
Wie kann ich Liebe und Erfüllung in mein Leben bringen? Oder in das von anderen Menschen?
Wie kann ich ein Problem lösen, unter dem viele Menschen leiden?
Wie kann ich interessante Erfahrungen machen?
Wie kann ich etwas Gutes und Sinnvolles erschaffen?
Um wen oder was kann ich mich kümmern?
Welche Dinge kann ich tun, die mein Herz zum Leuchten bringen?
Wo kann ich etwas Gutes und Sinnvolles beitragen?
Womit könnte ich anderen helfen?
Viele Menschen finden ihren Auftrag in einem Haustier. In ihrer Beziehung. In ihrer Familie. Oder in einem erfüllenden Hobby. Oder in einer gemeinnützigen Tätigkeit. In einer Initiative. Oder in einer Selbstständigkeit.
Ja, auch eine Beziehung kann ein Auftrag sein. Einander Nähe und Sicherheit zu geben. Zusammen Dinge zu erleben. Zusammen gemeinsame Ziele zu verfolgen.
Wenn das in deiner Beziehung gerade nicht funktioniert, schau dir bitte die „Ich für uns“-Challenge an.
Aber auch jedes Hobby kann ein super Auftrag für dich sein.
Ich spiele zum Beispiel seit 3 Jahren Volleyball, obwohl ich früher eher Angst vor größeren Bällen hatte 😀. Aber das habe ich überwunden und habe nun 2 x die Woche viel Spaß.
Jetzt denke ich sogar darüber nach, eine Kinder- und Jugend-Truppe für das Beach-Volleyball in meinem Dorf aufzumachen.
Auch deine Kunst kann ein Auftrag sein. Dinge zu erschaffen. Dinge, an denen du oder sogar andere Freude haben.
Neben diesen alltäglichen Aufträgen gibt es noch übergeordnete Aufträge. Das sind eher unbewusste Aufträge, die in unserem Kopf herumschwirren.
Manche dieser Aufträge sind eher destruktiv und nicht so hilfreich.
Solche schwierigen Aufträge könnten sein:
Ich muss immer recht haben.
Niemand darf sehen, dass ich nicht perfekt bin.
Ich muss andere kontrollieren.
Ich muss anderen meinen Wert beweisen.
Ich muss andere erziehen und ihnen zeigen, wo es lang geht (denn nur ich weiß, was richtig ist).
Ich muss mehr haben, als die anderen.
Usw.
Andere dieser übergeordneten Aufträge sind eher lebensdienlich und konstruktiv:
Ich will viel Freude und Erfüllung in meinem Leben haben.
Ich will meine Zeit hier mit Menschen verbringen, die mir guttun und die auf meiner Seite sind (Siehe auch
Ich will etwas beitragen.
Ich will meine Zeit hier nicht verschwenden.
Ich will etwas erschaffen und aufbauen.
Usw.
Das alles sind übergeordnete Aufträge, die wir oft unbewusst mit uns herumtragen. Aber diese unbewussten Aufträge haben eine enorme Auswirkung auf unser Tun und unser Denken.
Einer meiner übergeordneten Aufträge ist zum Beispiel:
Ich will meinen Lebensunterhalt mit etwas bestreiten, das mich morgens gerne aufstehen lässt.
Das ist ein Auftrag, den mir immer geholfen hat, ein schönes und erfülltes Leben zu führen.
Ja, deine Aufträge haben einen enormen Einfluss auf dein Leben.
Deswegen ist es so wichtig, sich diese Aufträge bewusst zu machen und den ein oder anderen dieser übergeordneten Aufträge zu kündigen und durch bessere Aufträge zu ersetzen.
Denn dein Lebensglück und die Qualität deines Lebens hängt von den Aufträgen ab, die du angenommen hast. Egal, ob du sie bewusst oder unbewusst angenommen hast.
Abschließende Frage: Ist eigentlich unser Beruf automatisch ein Auftrag?
Ja, das ist er.
Aber ob es ein guter und lebensdienlicher Auftrag ist, das musst du selbst entscheiden.
Es ist immer die Frage, was du von deinem Beruf erwartest:
- Ein Einkommen, von dem du leben und für später vorsorgen kannst.
- Ein Arbeitgeber, der sich um dein Wohlergehen kümmert.
- Arbeitsumstände, die langfristig bewältigbar sind und die dich nicht krank machen.
- Eine Tätigkeit, die dir Freude macht und wo du das Gefühl hast, etwas Gutes zu bewirken.
- Kollegen, zu denen du ein gutes Verhältnis hast.
Das wären so meine Ansprüche, aber vielleicht sind deine höher oder niedriger.
Wir Menschen haben also Aufträge im Leben.
Manche davon wählen wir selbst.
Andere schleichen sich in unseren Kopf. Oft schon in unserer Kindheit.
Manche Aufträge werden uns vom Leben vor die Füße geworfen.
Einige Aufträge nehmen wir für uns selbst und für unser Glück an.
Andere Aufträge wählen wir aus Pflicht- oder aus Schuldgefühl.
Und dann erfüllst du deine Aufträge. Gut oder schlecht. Mit Freude oder mit zusammengebissenen Zähnen.
Deine Aufträge können dich kaputt machen.
Oder sie können ein ständiger Quell von Freude und Erfüllung sein.
Und all das, das nennen wir dann: Das Leben.
Alles Gute für dich, für deine Aufträge und für dein Leben.
Pass auf dich auf.
@Ralf Senftleben
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