Wir Menschen schwingen ungefähr im 4-Stunden-Rhyhtmus. Energiehochs und -tiefs wechseln sich ab. Im Idealfall trägt uns diese Energiewelle optimal durch den Tag. Wer lernt, seine Energiewelle gekonnt zu surfen – kommt entspannter im Feierabend. Diese elf Tipps helfen Ihnen dabei.
- Unser 4-Stunden-Rhythmus: Unser Biorhythmus schwingt ungefähr alle vier Stunden von einem Energiehoch zu einem Energietief. Während die Energiewelle ansteigt und auf dem Energiehoch können wir super gut Dinge zügig abarbeiten oder auch körperlich viel leisten. Im Abschwung der Welle füllt sich unser Akku wieder auf. Im Laufe eines Tages haben wir also etwa zwei energetische Hochphasen.
- Der Quatsch mit Lerchen und Eulen: Nur 20 Prozent der Menschen sind extreme Morgenmenschen (Lerchen) oder extreme Abendmenschen (Eulen). Die restlichen 60 Prozent können gut zwischen 7 und 8 aufstehen und fühlen zwischen 22 und 24 Uhr bettreif. Die allermeisten von uns erleben gegen elf ihr erstes Energiehoch, sitzen gegen 14 im Mittagstief, werden ab 16 Uhr nochmal wach – und nach 21 Uhr tendenziell müde.
- Stellen Sie Ihre innere Uhr: Für den energetisch günstigen Tageslauf heißt das: Nehmen Sie sich morgens Zeit zum Wachwerden und packen Sie dann gleich vormittags die wichtigsten Dinge des Tages an. Denn so konzentriert, aufnahmefähig und schnell werden Sie nicht nochmal sein. Gönnen Sie sich danach eine Mittagspause, um den Energieakku wieder aufzufüllen. Dann können Sie am Nachmittag nochmal einiges schaffen.
- Pausen sind Ihre Geheimpower: Während wir in den Energiehochs sehr gut leisten können, schneller denken oder sprinten, vollbringt unser Körper und unser Geist in den Phasen der Tiefs eine andere Höchstleistung: Er sortiert sich neu. Gedanken ordnen sich, Gefühle werden integriert, Zellen regenerieren sich, Energie tankt auf. Im Job heißt das: Nach einer Phase der Höchstleistung sollten wir lockerlassen und etwas Entspannteres tun. Auch essen, ein Powernap und Bewegung füllen den Akku wieder auf.
- Und wie ticke ich? Wenn wir im Urlaub irgendwann richtig ausgeschlafen sind – nach zwei oder drei Tagen – kann man gut sehen, wann man von selbst wach wird und sich auch wach fühlt. Eher gegen 8 (Tendenz Morgenmensch) oder eher ab 10 (Tendenz Abendmensch).
- Zum Zahnarzt besser nachmittags: Alle Prozesse im Körper sind von unserer inneren Uhr gesteuert. Auch unsere Muskeln, das Herz, das Schmerzempfinden. Besonders hilfreich zu wissen ist: Unsere Kreativität ist im Morgenhoch am besten. Unsere Muskeln vertragen morgens besser sanfte Bewegungen und sind nachmittags weniger empfindlich für Verletzung und stärker im Muskelaufbau. Unser Schmerzempfinden ist am Nachmittag niedriger – perfekt für den Zahnarzttermin.
- Ab in die Sonne: Unsere innere Uhr wird durch Licht gesteuert. Wer tagsüber viel Sonnenlicht tankt, stärkt diesen inneren Taktgeber – und kann abends besser abschalten. Der Körper weiß sozusagen klarer: Dieser Tag geht zu Ende. Nutzen Sie diese biologische Tatsache für sich. Radeln Sie zum Job oder gehen Sie in der Mittagspause raus. Auch gut: Ein Arbeitsplatz mit viel Tageslicht. Nicht so gut: Spät abends noch blaues Licht vom Handy. Das stört den Biorhythmus.
- Synchronisieren von Leistungskurve und Biorhythmus zahlt sich aus: Studien haben gezeigt: Leistungssportler sind bis zu 20 Prozent besser, wenn sie in ihrer persönlichen Hochzeit des Tages Sport machen. Einfach, weil sowohl die Muskeln als auch die Konzentration in diesen Zeiten so viel besser sind. Irre oder? Für uns Normalbürger heißt das: Jede Gehaltsverhandlung wird uns leichter von der Hand gehen, das schwierige Gespräch, die Prüfung, wenn wir den Termin kurz vor oder auf unser Energiehoch legen.
- Was hilft gegen krasses Mittagstief? Menschen, die tendenziell Abendmenschen sind, also gerne erst ab 24 Uhr ins Bett gehen, leiden in unserer Gesellschaft tendenziell unter Schlafdefizit. Forscher nennen dies Social Jet-Lag. Denn die Welt dreht sich morgens ab sechs oder sieben und man muss aus den Federn, auch wenn der Körper noch schlafen möchte. Ein kurzes Powernap um die Mittagszeit kann helfen, diesen Schlafmangel aufzuholen – abends wird man dennoch ganz normal müde sein.
- Wäre nur nicht dieses nächtliche Aufwachen: Viele kennen das: Man ist am frühen Abend total müde. Aber wenn man dann ins Bett geht, wacht man nachts auf und liegt wach. Das Problem dahinter: Man ist eigentlich nur müde, weil man ohne Pause durch den Tag gerannt ist. Aber der Biorhythmus steht noch gar nicht auf Schlaf. Wenn man sich hinlegt, holt man sozusagen nur die vermisste Erholung nach – und ist dann wieder fit. Man wacht auf und liegt wach. Der so genannte Schlafdruck war zu gering, um durchzuschlafen. Denn auch nachts schwingt unser System in der Energiewelle. Und in den Phasen, in denen wir nur ganz leicht schlafen, wachen wir auf, wenn wir gar nicht richtig bettreif waren. Deshalb: Besser tagsüber auf Pausen und Energietanken achten, damit man auch erst richtig müde wird, wenn Körper und Geist auch bereit sind zum Matratzenhorchen.
- Hilfe! In meiner Familie tickt jeder anders! Oft sorgt der Biorhythmus in Familien für Streit. Die Jugendlichen pennen bis mittags, die Kleinen sind um 6 wach, der Partner will erst ab 10 frühstücken … Was tun? Basteln Sie sich eine Uhr aus Papier. Jeder trägt ein, in welchem Zeitfenster er oder sie wach ist und familienbereit. In diesem Zeitfenster können Sie sich verabreden. Mit dem Jugendlichen wird es dann vielleicht eher Brunch als Frühstück. Und der/die Partner*in übernimmt das Schwimmen um 11 – und Sie haben frei. Wer seine Schnittmengen kennt, kann den Druck rausnehmen – und dann fällt es leichter, die Langschläfer in Ruhe zu lassen und auch die Familienarbeit entlang der Kräfte und dem Bedürfnis nach Ruhe zu verteilen. Die Unterschiede sind schließlich keine böse Absicht. Es ist unsere Biologie.
@Carola Kleinschmidt www.carolakleinschmidt.de
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