Schon seit meiner Kindheit stelle ich mir immer wieder die Frage, was ich wirklich will (bei mir meist verbunden mit der Frage nach dem nächsten Schritt in meiner Berufung; die Frage lohnt sich aber auch allgemein).
- Will ich nach der mittleren Reife von der Schule abgehen und eine Ausbildung machen oder lieber Abitur und studieren?
- Wenn studieren, dann was? Jura? Medizin? Psychologie?
- Vorher noch ins Ausland? Aber wohin?
- Wie viele Kinder will ich bekommen? Will ich jemals heiraten?
- In welche Länder, an welche Orte will ich in meinem Leben reisen?
- Will ich zur Miete wohnen oder im Eigentum?
- Will ich mein Leben lang den gleichen Job machen oder lieber immer wieder wechseln?
- Generalist oder Expertin sein?
Viele dieser Fragen habe ich mir selbst beantwortet. Manche Antworten hat die Zeit übernommen.
Was ich dabei gelernt habe: Oft war es einfacher zu wissen, was ich NICHT oder NICHT MEHR will, als was ich stattdessen will.
Vielleicht kennst Du das auch?
Mal ein paar Beispiele:
Was ich nicht mehr will
- Ich will nicht mehr so viel arbeiten.
- Ich will nicht mehr schlechter bezahlt werden als mein männlicher Kollege.
- Ich will nicht mehr in der lauten Stadt wohnen und all diesen Energien ausgesetzt sein.
- Ich will nicht mehr eine Stunde Anfahrt ins Büro jeden Tag.
- Ich will endlich nicht mehr so unglücklich in meinem Job sein.
- …
Was ich stattdessen will
- Ich will nur so viel arbeiten, wie mir entspricht und es mir Freude macht
- Ich will xxx Euro oder mehr als monatliches Einkommen.
- Ich will auf dem Land wohnen, mit vielen Tieren um mich herum.
- Ich will im Home-Office arbeiten.Ich will mich weiterbilden und dann damit selbstständig machen.
- …
Warum will ich das?
Spannend ist im nächsten Schritt zu verstehen, WARUM Du das alles stattdessen willst. Was das wahre Bedürfnis hinter dem ist, was Du Dir wünschst.
- Ich brauche viel Ruhe und meine eigene Zeiteinteilung.
- Ich will mir öfter etwas gönnen können, was mir Freude macht.
- Ich wünsche mir die Erdung, die das Leben auf dem Land mir gibt.
- Ich will mich beim Arbeiten konzentrieren können und nicht abgelenkt werden.
- Ich will voran kommen. Das Leben hält sicher noch mehr für mich bereit. Ich will meine Berufung leben.
- …
Wie könnte ich das sonst noch erreichen?
Und schließlich kannst Du überlegen, wie Du diese Bedürfnisse – neben dem, was Dir schon klar ist – noch erfüllen kannst. Manches wird sich vielleicht nicht so schnell realisieren lassen, wie Du es gerne hättest. Doch wenn Dir klar ist, was hinter Deinen Wünschen steckt, kannst auf dem Weg dorthin schon besser für Dich sorgen.
- Ich könnte die Mittagspausen alleine verbringen und spazieren gehen, um Ruhe zu finden.
- Ich könnte mir öfter eine kleine Freude machen, bis ich mir große Freuden leisten kann.
- Ich könnte regelmäßig in den Wald gehen, bewusst Kontakt mit der Natur aufnehmen und so mehr Erdung finden.
- Ich könnte mir einen Noise-Cancelling-Kopfhörer besorgen und meinen Kolleginnen sagen, dass ich nicht gestört werden will, wenn ich den trage.
- Ich könnte jeden Tag ein paar Seiten in einem Buch lesen, das mich inspiriert.
- …
Jetzt bist Du dran: Was willst Du nicht mehr? Was stattdessen? Warum? Und wie könntest Du das noch erreichen?
@ Angelika Gulder
Fotonachweis: unsplash.com / Aaron Burden