Ja, für Probleme braucht man nicht bezahlen, die bekommt man umsonst. Eines Morgens stehst du auf und es sitzt grinsend vor deinem Bett.
/Problém/
Substantiv, Neutrum (das)
- schwer zu lösende Aufgabe; nicht entschiedene Frage.
- etwas, was Ärger, Unannehmlichkeiten bereitet.
So steht es im Wörterbuch. Und das Wörterbuch hat bekanntlich recht.
Typische Probleme sind:
- Meine Nachbarin macht immer so laut Musik, aber alle Beschwerden stoßen auf taube Ohren.
- Wir müssten das Dach neu decken lassen, aber wir haben das Geld nicht.
- Mein Arzt sagt, ich wäre zu fett und ich soll weniger saufen. Ich mag aber mein Bier und hungern will ich auch nicht.
- Ich habe eine Freundin, die mir irgendwie nicht mehr guttut, aber ich weiß nicht, wie ich damit umgehen soll.
Das „Aber“ ist das Typische an einem Problem.
Da ist etwas Doofes, „aber“ es ist nicht so einfach, das Doofe wegzubekommen.
Wenn es einfach wäre und es kein „Aber“ gäbe, dann wäre es nur eine Aufgabe, doe wir in der Mittagspause noch kurz erledigen können.
Aber was macht Probleme schwer? Was sind die typischen Gründe, warum wir unsere Probleme nicht einfach aus der Welt schaffen?
Hier eine Liste für dich. Du kannst ja mal vergleichen, welche Punkte du auch aus deinem Leben kennst.
Grund 1: Du weißt gar nicht, dass du ein Problem hast. Oder du willst es nicht sehen. Es ist zu schmerzhaft, zu peinlich, zu demütigend. Alle um dich herum wissen Bescheid und rollen schon mit den Augen. Aber du schaust stur daran vorbei. Was ich nicht sehe, ist nicht da.
Beispiel: Alle sehen, dass du ein kleines Alkoholproblem hast. Aber nein, ich habe es doch im Griff. Autsch.
Grund 2: Dir fehlt Wissen, um das Problem zu lösen. Du weißt einfach nicht, wie du am besten an die Sache herangehen sollst. Du würdest es ja tun, aber du weißt nicht wie.
Beispiel: Du suchst einen neuen Job. Aber du weißt nicht, dass 50 km von deinem Wohnort entfernt ein Unternehmen dringend jemanden sucht, wie dich.
Grund 3: Dir fehlen die notwendigen Fähigkeiten. Du müsstest etwas können, was du noch nicht kannst. Einfach, weil es dir niemand gezeigt hat und weil du es bisher nicht geübt hast.
Beispiel: Du hast nie gelernt, wie man eine Beschwerde höflich vorträgt. Und deine Nachbarin schaltet auf stur, wenn du sie anbrüllst, sie sollte ihre verf*te Musik leider machen.
Grund 4: Es gibt Gründe, das Problem nicht zu lösen. Weil du dazu über deinen Schatten springen müsstest. Weil du Angst vor den Konsequenzen hast, wenn du das Problem angehst. Weil du Angst vor der Unsicherheit hast. Weil du Angst hast, einen Fehler zu machen.
Beispiel: Du willst dich von deinem Geschäftspartner trennen, du hast aber Angst, dass eure Freundschaft darunter leidet.
Grund 5: Du bist zu bequem. So schlimm ist es ja auch nicht. Ich müsste dann ja was ändern. Ich müsste mich an manchen Stellen überwinden. Das will ich nicht.
Beispiel: Du willst dich gesünder ernähren, aber hey, du schaffst es einfach nicht, auf deine Schokolade zu verzichten. Das ist dir einfach zu anstrengend.
Grund 6: Es ist nicht der richtige Zeitpunkt. Du gehst es bestimmt irgendwann an. Aber nicht jetzt, so kurz vor dem Urlaub oder solange die Kinder noch zu Hause wohnen.
Beispiel: Ich müsste meinen Arm endlich mal operieren lassen, aber nicht mitten in der Tennis-Saison.
Grund 7: Mir fehlen die notwendigen Ressourcen. Ich habe nicht genug Geld. Nicht genug Zeit. Nicht genug Hilfe. Nicht genug irgendwas.
Oft fehlt mir auch der notwendige Einfallsreichtum, um mein Problem auf andere Art zu lösen. Denn Geld und Zeit sind ja meistens nur Platzhalter für etwas anderes, das du meistens auch auf andere Art bekommen kannst. Nachdenken ist die Lösung.
Beispiel: Ich würde gerne regelmäßig Sport machen, aber ich habe keine Zeit, weil ich dann abends meine Serien nicht mehr gucken könnte.
Grund 8: Sabotage. Jemand anderes will nicht, dass du dein Problem löst. Das würde seinen oder ihren Interessen zuwiderlaufen.
Beispiel: Ich will nicht, dass du schlank wirst. Dann hätte ich ja ein ständiges schlechtes Gewissen, wegen meiner 20 kg zu viel.
Du siehst. Probleme haben ein System.
Es ist ein unerwünschter Zustand + einer Schwierigkeit, einem Engpass, einem Hindernis.
Es ist eine Aufgabe + einem Widerstand.
Und Probleme zu lösen, das bedeutet, den Widerstand zu beseitigen, damit ich dann einfach die notwendige Aufgabe erledigen kann.
Warum ist das so wichtig? Warum kaue ich so darauf herum?
Weil die meisten Menschen sich beim Lösen des Problems auf die Aufgabe konzentrieren und den Widerstand ignorieren. Was dann dazu führt, dass du dein Problem eben nicht angehst.
Oder dass du zu schnell aufgibst, weil dir beim Lösen deines Problems ständig Wind ins Gesicht weht.
Das ist es, wenn man sagt:
Störungen haben Vorrang.
Kümmere dich zuerst oder zumindest zeitgleich auch um die Widerstände. Sonst läufst du gegen die Wand.
Mögest du immer ein gutes Gespür für die Blockaden, die Hindernisse und die Widerstände in deinem Leben haben.
Ich wünsch dir was.
Alles Gute.
@Ralf Sentftleben
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