Zur Zeit spricht alles von Dankbarkeit. Es scheint fast so, als wäre Dankbarkeit die Lösung aller Probleme. Aber was ist Dankbarkeit wirklich? Welche Dankbarkeit hilft und was ist einfach nur eine Floskel?
Was bedeutet Dankbarkeit für dich? Wann bist du dankbar?
Immer wieder höre ich «Ich würde mich als sehr dankbaren Menschen bezeichnen». In der Erzählung merke ich dann aber rasch – es geht um die Floskel Dankbarkeit. Schon als Kind haben wir gelernt, immer höflich Danke zu sagen: Für ein Geschenk, an der Käsetheke oder wenn der Busfahrer extra die Türe nochmals geöffnet hat. Und ja, diese Dankbarkeit ist sehr wichtig. Sie zeigt Aufmerksamkeit, Wertschätzung und ja Dankbarkeit.
Aber wie echt ist sie? Wie bewusst wird sie ausgesprochen?
Ich ertappe mich immer wieder dabei, wie rasch mir das Danke über die Lippen geht. Danke hier und Danke da.
Beobachte dich mal selbst. Wie bewusst sprichst du dein «Danke» aus? Und mache den Test: Achte dich auf die Reaktion deines Gegenübers, wenn du das Danke unbewusst aussprichst und achte auf die Reaktion, wenn du ein ganz bewusstes, ehrliches Danke aussprichst. Ich finde die Veränderung frappant.
Von der Floskel zur bewussten Dankbarkeit
Du hast im Test darauf geachtet, wie dein Gegenüber reagiert, wenn du ein bewusstes Danke aussprichst. Wie aber fühlst du dich, wenn du ein bewusstes Danke aussprichst im Vergleich zu einem unbewussten? Was löst es in deinem Körper aus?
Genau das ist der Unterschied: bewusste Dankbarkeit ist ein Gefühl. Ich bezeichne es gerne als wohlige Wärme, die den Körper durchströmt. Bewusste Dankbarkeit öffnet das Herz. Ich spüre mehr Leichtigkeit und Freude. Und diese Gefühle sind es, die dein Gegenüber erreichen, die bei deinem Gegenüber eine Reaktion hervorrufen.
Nutze die bewusste Dankbarkeit für dich
Diese Gefühle lösen aber nicht nur eine Reaktion bei deinem Gegenüber aus, sondern auch bei dir. Eine bewusste Dankbarkeitsroutine verändert dich und dein Leben.
- Dankbarkeit ist der Schlüssel zurück ins Hier und Jetzt.
- Dankbarkeit hilft dir, das Hamsterrad zu verlassen und deine innere Mitte zu finden.
- Dankbarkeit lässt dich erkennen, was du hast in deinem Leben, statt immer nach mehr und mehr zu streben.
- Dankbarkeit ist die Lebenseinstellung das Glas halb voll, statt halb leer zu sehen.
- Dankbarkeit führt dich zu mehr Mitgefühl für dich und dadurch zu mehr Selbstliebe.
- Dankbarkeit verbessert deinen Schlaf, schenkt dir Energie und mehr inneren Frieden.
Dankbarkeit ist ein Muskel, den es zu trainieren gilt
Nun denkst du vielleicht schön und gut, aber wie mache ich das nun? Wichtig ist mir hier anzumerken: Man spricht nicht umsonst von der Dankbarkeitsroutine. Dankbarkeit braucht Zeit. Die Veränderung ist nicht an Tag Eins spürbar. Dankbarkeit ist wie ein Muskel, den es zu trainieren gilt.
Setze dir zum Ziel während 21 Tagen bewusste Dankbarkeit in deinem Alltag zu leben. Ich verspreche dir, da spürst du eine Veränderung. Wenn dir gefällt, was du spürst, mache unbedingt weiter. Gemäss einer Studie von Philippa Lally dauert es ca. 66 Tage, bis du eine neue Gewohnheit etabliert hast und aus meiner eigenen Erfahrung kann ich sagen: ja, das stimmt. Ich war danach so an meine Dankbarkeitsroutine gewohnt, dass ich nicht mehr damit aufhören wollte.
5 Übungen für mehr bewusste Dankbarkeit im Alltag
- Der Klassiker Plus
Starte mit dem Klassiker. Notiere dir jeden Tag morgens oder abends 3-5 Dinge für die du dankbar bist. Wichtig: schreibe es nicht einfach nieder wie ein weiteres To Do auf deiner Pendenzenliste. Wie du erfahren hast, geht es um die bewusste Dankbarkeit und um das Gefühl. Notiere dir, wofür du dankbar bist und warum. Das bringt dich ins Fühlen. Das ist der kleine Unterschied, der wirklich etwas in deinem Leben verändert. - Das Dankbarkeitsalbum
Erstelle in deiner Bildergalerie ein Album mit Fotos von Erlebnissen und Situationen für die du dankbar bist. Wenn es dir mal nicht so gut geht oder wenn du unglaublich gestresst bist: schau dir die Bilder an. Verbinde dich mit dem Gefühl und du wirst merken, wie du zurück ins Hier und Jetzt und zur Ruhe kommst. - Der Stolperstein
Küre einen Stein, ein Armband, eine Brosche oder sonst einen Gegenstand zu deinem Dankbarkeitsstolperstein. Jedes Mal, wenn du ihn berührst, siehst oder darüber «stolperst», erinnere dich an etwas, wofür du dankbar bist. Fühle es. Tauche ein in die Situation und lasse das wohlige Gefühl durch deinen Körper strömen.
- Die Meditation
Mach es dir bequem, zünde dir eine Kerze an, stelle deinen Timer auf 2-5 Minuten. Setz dich hin und schliesse deine Augen. Lasse vor deinem geistigen Auge Bilder oder Situationen aufkommen, für die du dankbar bist und tauche ein in das Gefühl. Trage das Gefühl für den Rest des Tages mit dir. - Der Dankesbrief
Studien konnten zeigen, dass dies eine der kraftvollsten Dankbarkeitsübungen ist. Schreibe einen Brief an eine dir liebe Person und bedanke dich bei ihr. Schreibe alles nieder, wofür du ihr dankbar bist. Sende den Brief ab oder lese ihn ihr persönlich vor. (Übrigens kannst du einen solchen Brief auch an dich selbst schreiben. Ja, es ist nicht ganz einfach, aber es zeigt dir, was du alles an dir selbst schätzen kannst.)
Ich wünsche dir viel Freude beim Ausprobieren.
@Sabrina Lindauer
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