Im Leben gibt es eine Sache, die umsonst ist: Probleme.
Probleme erhältst du einfach so, ohne dass du etwas dafür tun musst.
So wie manchmal zu Weihnachten. Wo du von der ungeliebten Tante hässliche Dinge geschenkt bekommst, die du wirklich nicht brauchst.
Aber wie heißt es so schön: Du kannst dir im Spiel des Lebens deine Karten oft nicht aussuchen, du kannst sie nur klug ausspielen.
Entweder lässt du dich von deinen Problemen und Herausforderungen auffressen.
Oder du schaffst es, dich klug, bewusst und achtsam mit den Schwierigkeiten in deinem Leben auseinanderzusetzen. Um dann vielleicht sogar gestärkt aus deiner Situation herauszukommen.
Dazu brauchst du eine essenzielle Voraussetzung, aber dazu später.
Lass uns erst einmal das große Ganze anschauen.
Ach, ich liebe es, von oben auf das Leben zu blicken, weil da die richtig guten Lösungen und Strategien für alles verborgen liegen.
Also … das Leben. Unsere vielleicht 80 oder 90 Jahre hier auf diesem Planeten.
Dieses Leben liefert uns Möglichkeiten und Herausforderungen.
Und unser Job ist es, etwas aus beidem zu machen.
Also die Möglichkeiten zu nutzen, falls es passt.
Manchmal müssen wir uns unsere Möglichkeiten auch erschaffen, wenn die Welt uns keine bietet.
Manchmal ist es aber auch wichtig, Möglichkeiten abzulehnen, falls wir schon mit genug anderen Dingen ausgelastet sind. Denn wer zu viel auf einmal will, bekommt am Ende bekanntlich oft gar nichts.
Ab und zu bekommen wir vom Leben aber auch Sand ins Genick geschmissen.
Wir stolpern also über Probleme oder geraten sogar in Krisen.
Ja, das sind die Bausteine des Lebens: Möglichkeiten und Probleme.
Aber lass uns mal die Probleme genauer betrachten. Denn die findest du überall.
Gesundheit. Beziehung. Beruf. Oder in meinem Seelenleben. Überall lauern die Gremlins, immer bereit, uns aufs Glatteis zu führen.
Und wenn uns mal ein Problem erwischt hat, dann ist eines wichtig: Möglichst entspannt und handlungsfähig zu bleiben.
Denn auf Probleme und Krisen reagieren wir oft mit einem schönen Cocktail an Gefühlen und Impulsen.
Ärger. Angst. Ohnmacht. Abwehr. Ablehnung. Enttäuschung. Nicht hinschauen wollen. Fluchtimpuls.
Dieser Mix an Emotionen führt dann oft dazu, dass wir den Kopf in den Sand stecken.
Oder es führt zu Kurzschlussreaktionen.
Oder der Emotions-Cocktail führt einfach zu unausgegorenen Lösungsversuchen, die eigentlich alles noch schlimmer machen.
In solchen schwierigen Situationen ist eine Fähigkeit ein Lebensretter:
Die Fähigkeit, einen Schritt zurückzutreten.
Die Fähigkeit, die ganze Situation und die eigenen Gefühle mit einem gewissen Abstand zu betrachten.
Also tief durchzuatmen.
Und dir selbst zu sagen:
“Ja, das ist hier gerade alles Mist. Das ist schwierig. Ich bin echt durcheinander. Ich mache mir Sorgen. Ich spüre die Angst im Nacken. Ich fühle mich hilflos und ausgeliefert.
Atmen. Noch einmal. Tief durchatmen.
Kurz innerlich zur Ruhe kommen.
Mich mal von meinen ganzen Emotionen lösen.
Den Kopf anschalten.
Auf die Fakten schauen.
Überlegen, was meine Optionen sind.
Überlegen, was mir gerade fehlt, was ich gerade am meisten brauche.
Überlegen, wen ich um Hilfe bitten könnte.
Überlegen, was in der Vergangenheit in solchen Situationen geholfen hat.
Überlegen, wie andere solche Situationen schon klug und zufriedenstellend gelöst haben.”
Aber, um das zu können, musst du erst einmal aus deinem Film aussteigen.
Denn wenn es schwierig wird in unserem Leben, übernehmen unsere Sorgen und Befürchtungen irgendwie die Oberhand.
Da übernimmt nicht die Klugheit und unsere Lebenserfahrung.
Nein, es kommt der dümmste Teil in uns ans Steuer: die Angst.
Und die Angst weiß vor allem eines: Was sie nicht mehr will. Was aufhören soll.
Die Angst hat ein sehr eingeschränktes Sichtfeld. Einen Tunnelblick.
Die Angst will sich entweder verkriechen oder jemandem auf die Fresse hauen.
Viel mehr Optionen hat sie nicht.
Wenn du also während deiner Krise einen klaren Moment hast, dann atme vor allem.
Atme die Angst weg.
Stell dich mit beiden Füßen auf den Boden und spüre die Welt unter dir.
Und atme.
Lass ein Stück Ruhe und Stille in deine Lunge.
Lass die Angst leiser werden.
Sodass die leise Stimme deines Verstands wieder zu Wort kommen darf.
Sodass du anfangen kannst, dir kluge Fragen zu stellen. Und kluge Antworten zu finden.
Ein erfahrener Lebensgestalter weiß, dass er das auch nicht immer allein machen muss.
Dass man sich Hilfe, Rat und manchmal auch ein bisschen Führung suchen darf.
Das ist absolut erlaubt, solange du die Verantwortung für dein Leben nicht abgibst. Es ist und bleibt immer dein Job, für dein Wohlergehen zu sorgen.
Hilfe in Anspruch zu nehmen, ist absolut nützlich.
Aber nur, wenn du weiterhin das Kommando behältst.
Noch einmal zurück zur Schlüsselqualifikation: Abstand von deinem Schmerz gewinnen. Innerlich ruhig werden. Deinen Verstand anschalten. Lösungen finden.
Was dir dabei hilft, ist dich mit deinen Gefühlen und Emotionen auseinanderzusetzen.
Und zwar nicht erst dann, wenn dir alles über den Kopf wächst. Sondern dann, wenn du genug Energie für diese Art der inneren Arbeit hast.
Denn dich selbst und deine Emotionen, deine Affekte, deine Gefühle zu verstehen und sanft lenken zu lernen. Das macht unser Leben so viel reicher und voller.
Denn in dieser Region des Lebens liegt ja auch das Glück und die tiefe Erfüllung verborgen.
Um den Weg dorthin freizumachen, brauchen wir das, was man emotionale Kompetenz nennt.
Gut mit den eigenen Gefühlen umgehen zu können.
Das zu lernen, ist ein ganz wichtiger Schritt im Leben. Ein Schritt, der so vieles so viel einfacher und schöner macht.
Dann können einem die ganzen Gremlins auch nicht mehr so viel anhaben.
Alles Gute für dich.
@Ralf Senftleben
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