Text von Arne Tempel:
Letzte Woche fragte mich ein Freund, welcher meine Arbeit selbst verfolgt:
“Wie hältst du es eigentlich aus, ständig über dieses schwere Thema Depression zu reden und die ganzen Kommentare unter deinen Social Media Videos zu lesen, ohne selbst depressiv zu werden? Mich würde das total runterziehen.”
Und falls du auch manchmal das Gefühl hast, dass du dich zu sehr von den Gefühlen anderer Menschen mitreißen lässt, dann dürftest du den heutigen Newsletter interessant finden.
Denn es stimmt schon: Sich ständig mit schweren Themen zu beschäftigen hat einen Einfluss auf das eigene Gemüt.
Oder sich ständig mit negativen Menschen befassen zu müssen, die ihren eigenen emotionalen Ballast nur auf anderen Menschen abladen (gerade eben musste ich wieder mal einige negative Kommentare unter meinen Videos löschen, die mit “konstruktiver Meinungsäußerung” nichts mehr zu tun hatten).
Ich will ehrlich sein: Das ist mir nicht immer leicht gefallen.
Über manche der Geschichten, die ich von Leser*innen gelesen habe, musste ich früher tagelang nachdenken.
Manche der Hass-Kommentare (von denen ich glücklicherweise bisher kaum welche bekommen habe, aber mit der steigender Reichweite momentan immer mehr) haben mich stundenlang frustriert sein lassen, weil ich nicht verstanden habe, wie Leute online so fies sein können.
Aber drei Dinge haben mir sehr dabei geholfen, die negativen Energien anderer Menschen (denen ich mich in meiner Arbeit ja BEWUSST aussetze) nicht mehr in mir aufzunehmen:
- Ich habe mich mit meinem eigenen Ballast auseinandergesetzt
Je geheilter ich selbst wurde und je mehr ich mich meinen eigenen Schattenseiten gestellt habe, desto schwerer wurde es mir, auf andere Menschen böse oder ungeduldig mit ihnen zu sein.
Bei den meisten Themen meiner Arbeit kann ich heute sagen “Ah ja, an dem Punkt war ich auch schon mal”.
Ich kann empathisch sein, weil ich die meisten der Themen, die andere Menschen mitbringen, schon selbst angegangen bin – beziehungsweise selbst auch noch voll im Prozess drinstecke.
Empathie wirkt wie ein Lichtstrahl in der Dunkelheit und schützt sowohl mein Gegenüber als auch mich selbst.
- Ich schaue nach vorne
Es gibt eine Menge Menschen online, die über Depressionen reden.
Welche andere Betroffene ermutigen und ihnen Mut machen – doch dabei selbst noch unter Depressionen leiden.
Ich habe mich vor langer Zeit für ein Leben in Freude entschieden.
Damit sehe ich es nicht mehr als meine Aufgabe, mit anderen “mit zu leiden” oder ihnen zu sagen, was sie denken oder wie sie die Welt sehen sollten.
Ich sehe es auch nicht als meine Aufgabe, den emotionalen Boxsack für andere zu spielen, nur damit es ihnen danach wieder besser gehen kann (und glaub mir, das habe ich oft genug getan, mich danach für einen Helden gehalten und mich dann gewundert, warum es mir so schlecht geht und dem anderen nicht).
Ich habe klare Grenzen, welche keine Grenzen GEGEN andere Menschen sind, sondern Grenzen, welche MEINE WERTE und meinen Weg nach vorne schützen.
- Ich habe erkannt:
Was andere Menschen mir an den Kopf werfen, sagt mehr über sie aus, als über mich.
Jede Beleidigung ist ein Ausdruck der Innenwelt meines Gegenübers.
Sie hat nichts mit mir zu tun.
Natürlich liegen hin und wieder wertvolle Hinweise in Kritik, auch in der unsachlichen.
Aber ich trenne die Informationen der Aussage von den Emotionen, welche mir entgegengeschleudert werden.
Wie mich Menschen bewerten, hat vor allem etwas mit IHRER Geschichte und IHREM Schmerz zu tun. Wenig mit mir.
Daher halte ich mich mit “Idioten” nicht lange auf.
Ich gestehe ihnen zu, ihren eigenen Ballast zu tragen und fühle mich nicht mehr dafür verantwortlich, sie vom Gegenteil zu überzeugen oder ihnen ihre Last abzunehmen.
Ich biete meine Hilfe an und wenn sie diese nicht wollen, gehe ich weiter und lebe mein Leben.
Wenn ich in einem Umfeld bin, wo ich mit Menschen nicht klarkomme, dann suche ich mir ein neues Umfeld.
Und so kann ich in einem Beruf arbeiten, in welchem ich täglich mit den dunklen Seiten von Menschen konfrontiert bin, ohne selbst wieder ins Dunkel abzurutschen.
Indem ich mein eigenes Päckchen trage, anstatt mich in das Päckchen hinein zu begeben, kann ich auch die Päckchen anderer Menschen mittragen.
Natürlich war das ein Prozess und keine Veränderung von heute auf morgen.
@Arne Tempel
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Fotonachweis: unsplash.com / Madison Oren