Antriebslosigkeit kommt uns manchmal wie etwas vor, das uns einfach überfällt.
Eine Fehlfunktion unseres Körpers oder ein zwangsläufiges Mitbringsel der Depression.
Doch es gibt einen Faktor, der bei der Entstehung von Antriebslosigkeit oft übersehen wird.
Unsere Gedanken.
Speziell sind es die Mischung 2 Denkfallen, die uns die Motivation rauben kann, die einfachsten, alltäglichsten Dinge anzupacken.
Und hier ist sie:
Die Mischung aus “Perfektionismus” und “Schwarz-Weiß-Denken”
Ich dachte früher, es wäre eine Macke von mir. Eine Eigenart, die nicht viele andere Leute haben.
Halleluja, lag ich da falsch…
Denn ich habe mittlerweile herausgefunden, dass ALLE Menschen mit Depressionen zu dieser “Macke” neigen.
Eine Prise Perfektionismus gemischt mit Schwarz-Weiß-Denken, auch “Alles-oder-nichts-Denken” genannt.
Ich habe oft gedacht, wenn ich den Abwasch nicht KOMPLETT mache, dann brauch ich damit gar nicht erst anfangen.
Wenn ich beim Training heute nicht die Leistung bringen kann, die ich in meinen guten Zeiten bringe, dann brauch ich erst gar nicht trainieren gehen. Beziehungsweise hab ich mich dann “einfach nicht danach gefühlt”.
Wenn ich meine Steuer heute nicht fertig kriege oder mich mental zu unfit fühle, um die Steuererklärung so auszufüllen, dass ich wirklich ALLES an Steuerrückzahlungen bekomme, was mir zusteht, dann bräuchte ich erst gar nicht damit anfangen.
Ich dachte: Entweder mache ich es richtig gut, oder es ist “schlecht”.
Entweder mache ich meine Freundin richtig glücklich oder ich bin ein schlechter Partner.
Das Interessante ist: “Dann lasse ich es eben bleiben und bewege mich erst gar nicht” war meinst keine Kopfentscheidung.
Mein Körper hat sie dann für mich schon gefällt, indem ich einfach keine Energie hatte.
Schon beim Gedanken daran, mich jetzt zu dieser kraftraubenden Aufgabe zu motivieren (der ich mich heute gewachsen fühlte), konnte ich direkt zusehen, wie mein Körper zusammensackte und mich die Energie verließ.
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Wenn ich erkannt habe “Oh, ich kann auch auch einfach nur 5 Minuten lang anfangen und dann wieder aufhören”, “Ich teile den Abwasch einfach in mehrere Teile und mache heute nur den ersten” oder “Ich muss heute nicht mein Bestes geben. Es ist schon ein Sieg, wenn ich mich überhaupt bewege”, …
…dann kam ein kleiner Teil der Energie wieder.
Ein winziges Stückchen Willenskraft,
So mächtig sind unsere Gedanken!
Wenn der Berg zu groß erscheint, mach ihn kleiner.
Teile ihn in kleine Etappen.
Und schraube deine Ansprüche in depressiven Phasen an dich herunter.
Jetzt geht es nicht darum, alles “supergut” zu machen. Du musst nicht perfekt sein, um gut genug zu sein.
Das bist du nämlich sowieso, auch wenn dir in der Vergangenheit andere Menschen etwas anderes eingeredet haben, indem sie dir ihre eigenen, völlig überhöhten Ansprüche aufgedrängt haben.
Du bist okay. Auch wenn du nicht so viel Energie hast.
Deine Kraft wird wieder wiederkehren, wenn es dir besser geht.
@Arne Tempel
Fotonachweis: unsplash.com / @ Francisco Gonzalez