Wenn ich einen roten Faden durch alle Charaktereigenschaften meines Coaching- und Depressions-Klientels ziehen müsste, wäre es der folgende:
Ein unmenschlich hoher Anspruch an sich selbst.
Nein, es ist nicht machbar, alle Hürden des Lebens mit Bravour zu meistern und dabei nie hinzufallen.
Nein, es ist nicht machbar, immer stark zu sein und nie seine verletzliche Seite offenbaren zu müssen.
Nein, es ist nicht lange machbar, 9 Stunden zu arbeiten, danach den Haushalt zu schmeißen, alle Kinder glücklich zu machen UND noch der perfekte Partner/ die perfekte Partnerin zu sein, ohne genug Zeit für sich selbst gehabt zu haben.
Nein, es ist nicht machbar, immer diszipliniert zu bleiben und immer alles zu schaffen, was man sich vornimmt. Fehler und Rückschläge gehören dazu.
Nein, es ist nicht machbar, jeden in der Familie glücklich zu machen, selbst authentisch zu leben und dabei NIEMANDEM vor den Kopf zu stoßen.
Nein, es ist nicht machbar, die Wohnung in einem Zustand zu halten, in dem KEINER etwas zu meckern hätte, den Kindern genügend Freiraum zum Spielen zu geben, Hobbies zu haben, Freundschaften zu pflegen, immer für alle Essen zu machen und dann noch Lust und Energie zu haben, mit dem Partner intim zu werden.
Nein, es ist nicht machbar, alle Hobbies und Freundschaften aufzuschieben, für die Familie zu jedem Zeitpunkt voll da zu sein und gleichzeitig volle Leistung im Beruf zu bringen.
Nein, es ist nicht machbar, immer glücklich zu sein und nie etwas zu meckern zu haben.
Nein, es ist nicht machbar, sich selbst treu zu bleiben und gleichzeitig nichts zu sagen, was andere verletzen wird.
Du bist ein Mensch, kein Roboter.
Wann immer du Energie in eine Sache steckst, bleibt weniger Energie für eine andere.
Es geht nicht darum, einfach immer mehr Energie zu haben oder immer “besser” zu werden.
Es geht ganz oft vor allem darum, etwas mehr von dem zu tun, was guttut und weniger von dem zu tun, was nur Druck und Leid erzeugt (auch wenn es im außen gut aussieht).
Du musst nicht immer gut drauf sein.
Du musst nicht immer Leistung geben und stark sein können.
Du musst nicht alle zufrieden stellen.
Und auch, wenn es sich manchmal anders anfühlt, aber:
Du stirbst NICHT, wenn jemand böse auf dich oder enttäuscht von dir ist.
Ich dachte mir, du solltest das an diesen Osterfeiertagen einfach mal hören.
Der sicherste Weg zum Glücklichsein ist, die eigenen Ansprüche an sich selbst realistischer zu gestalten.
Nicht realistisch im Sinne von “andere schaffen das doch auch” – schon alleine, weil du nie siehst, wie es im INNEREN von Menschen aussieht, wären sie nach außen so viel Tolles schaffen.
Sondern realistisch im Sinne von “diesem Anspruch kann ich auch in schlechten Zeiten noch gerecht werden”.
Du darfst dir das Leben einfacher machen, auch wenn alle anderen um dich herum sich das Leben schwer machen.
@Arne Tempel
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