Selbstbeschränkende Gedanken.
Diese mistigen Biester.
Folgendes Szenario:
Ich bin von etwas überzeugt. Ich habe hier eine starke Meinung. Aber dummerweise ist diese Meinung faktisch falsch. Oder unglücklich verzerrt.
Sodass ich mir durch diese Denkweise mein Leben echt schwer mache.
- Alle guten Männer sind bereits vergeben.
- Um ein Buch zu schreiben, dafür habe ich einfach nicht genug Talent.
- Wenn ich scheitere, bedeutet das, dass ich nicht gut genug bin.
Das sind typische, verkürzte Überzeugungen, mit denen ich mir selbst das Leben schwer mache.
Denn meine Überzeugungen sorgen dafür, dass ich bestimmte Dinge tue. Oder noch schlimmer: Dass ich manche notwendigen Dinge nicht tue.
Wenn Susi denkt, alle guten Männer sind schon vergeben, schaut sie irgendwann nicht mehr. Und sie sucht auch keinen Kontakt mehr, denn die anderen Singles sind ja eh blöd.
Bei anderen können wir schräge Überzeugungen entdecken und schütteln dann erstaunt den Kopf.
Bei uns selbst sind wir blind dafür und erzeugen so jede Menge interessante Phänomene.
Das Dumme am selbstbeschränkenden Denken:
Ich merke gar nicht, dass meine Sicht der Welt hier eingeschränkt ist.
Ich bin blind dafür.
Ich halte mein Denken für richtig. So zu denken, macht mein Leben sicherer und besser.
Aber in der Realität machen mich selbstschädigende Überzeugungen schwach und unflexibel.
Das ist das Gefährliche daran.
Ich sage: ich mag keine Kekse. Denn ich habe schon mal einen alten, weichen, leicht schimmeligen Butterkeks probiert. Und der hat mir nicht geschmeckt, deswegen weiß ich: Ich mag gar keine Kekse. Gar keine Kekse.
Bei Keksen ist das wahrscheinlich eine gute Sache.
Keine Kekse ist ja ernährungstechnisch eher förderlich.
Aber dieses Prinzip funktioniert eben auch bei Dingen, die eigentlich gut für mich wären.
- Ich bin zu alt, um noch etwas Neues zu lernen.
- Ich bin eben nicht der sportliche Typ.
- Gegen meine Mutter komme ich einfach nicht an.
Und so formen unsere Gedanken dann unser Leben. Nicht komplett. Aber sie leisten ihren Beitrag.
Wir streiten uns immer darum, welche Ideen wahr und richtig sind.
Dabei ist das Leben oft so komplex und verwoben, dass es gar kein wahr und richtig mehr gibt. Du kannst ein Thema von 10 Seiten beleuchten und bekommst 10 unterschiedliche Wahrheiten.
Deswegen habe ich aufgehört zu fragen, was wahr ist.
Ich frage mich eher, welche Sichtweise konstruktiv, lebensdienlich und nützlich ist.
Macht mich eine Überzeugung stärker oder schwächer?
Macht mich eine Überzeugung flexibler und wendiger oder macht sie mich starr und bequem?
Wenn du davon ausgehst, dass es sowieso 10 Sichtweisen auf jedes komplexere Thema gibt, dann kann ich mir doch die aussuchen, die am besten für meine Lieben und mich ist.
- Macht mich diese Sichtweise glücklicher?
- Bringt diese Überzeugung mehr Liebe in die Welt?
- Macht mich diese Meinung stärker?
- Fördert diese Sichtweise meine Gelassenheit und innere Robustheit?
- Hilft mir diese Überzeugung, mich klug auf die Veränderungen in der Welt vorzubereiten?
Schreiben ist übrigens in meinen Augen der beste Weg, mich mit mir selbst und meinen Überzeugungen auseinanderzusetzen.
Also im Prozess des Schreibens zu schauen, wo ich mich mit meinen Überzeugungen schwächer mache und wie ich neue, bessere Überzeugungen in mein Leben einbauen kann.
Nicht um mir Dinge schönzureden. Sondern um eine positiv-realistische Sicht auf die Welt zu bekommen.
Eine Sicht, die mich stärker und glücklicher macht.
Wenn ich zu diesem Thema mehr machen soll, dann antworte mir mit einem Einzeiler mit dem Stichwort
#gute-sichtweisen.
Ich wünsche dir ein wunderschönes Weltbild, das dich stark und sehr, sehr glücklich macht.
@Ralf Senftleben / Zeit zu Leben
Fotonachweis: unsplash.com / @Rebe Pascual