Diese ganzen Probleme, die wir als Menschen im Leben haben, scheinen das Hauptthema zu sein. Unsere Ängste, Sorgen und Nöte und das ganze Leid. Das scheint ganz offensichtlich das Hauptthema zu sein. Aber das ist nicht das Hauptthema. Das eigentliche Hauptthema ist dieser Schleier der Unwissenheit, der zwischen diesen beiden Bewusstseinszuständen liegt, wo wir so ein Hauch eingeschlafen sind, aber voll aktiv und wo wir erwacht sind. Alle unsere Probleme sind nur ein Ausdruck, eine Wiederspiegelung dieses hauchzarten Schleiers. Aber wir konzentrieren uns nicht auf diesen hauchzarten Schleier, den wir wegziehen müssen, sondern wir konzentrieren uns auf diese Wiederspiegelung, auf diese irrsinnig vielen, individuellen, unterschiedlichen Probleme. Unser ganzes Leben beschäftigen wir uns nur damit. Wie in einem Beispiel aus der Botanik, wo ein Baum krank geworden ist, und wir fangen an jedes einzelne Blatt, was da welk wird, zu polieren. Jedes einzelne Blatt bewässern wir, führen ihm Feuchtigkeit zu und wischen es trocken und sauber von beiden Seiten und Millionen und Abermillionen Blätter hat dieser Baum. Was wir aber in Wirklichkeit machen müssten, ist die Wurzel bewässern und mit Nährstoffen versorgen, damit der gesamte Baum kraftvoll wird und erblüht. Das ist bei uns Menschen genauso. Die Wurzeln unseres Lebens, die Wurzeln unserer Existenz, unseres Seins sind nicht im sichtbaren oder hörbaren Bereich unseres Lebens, sondern sie sind im unsichtbaren Bereich unserer Existenz. Man könnte sagen sie sind im tiefsten Innersten, wenn wir die Augen schließen und ganz zur Ruhe kommen, der Geist ganz zur Stille kommt und all die aufgewühlten Gefühle zur Ruhe kommen, das Bewusstsein vollkommen zu sich selbst zurückkehrt, still wird, dann sind wir den Wurzeln unserer Existenz um vieles näher als in der äußeren Wahrnehmungswelt, in der wir uns nur ablenken mit unzählig vielen Problemen. Wir müssen zu unseren Wurzeln zurückkehren und dürfen nicht aufgeben täglich diese Wurzeln zu wässern. Unser Lebensbaum vertrocknet sonst. Alle unsere Probleme lösen sich automatisch mit dem Wegziehen des Schleiers der Unwissenheit auf und es ist erstaunlich, was dann übrigbleibt. Wir denken, dass es uns reicht als Menschen, wenn wir einfach weniger Sorgen haben, weniger Probleme haben, weniger Leid haben, und dann sind wir ja auch schon ganz zufrieden. Aber wenn wir diesen Schleier wegziehen, der zwischen diesen beiden Bewusstseinszuständen ist, dann lösen sich damit nicht nur alle Probleme auf, sondern unsere ganze Sichtweise auf uns selbst und auf das Leben transformiert sich. Alles ist vollkommen einfach, vollkommen leicht, vollkommen stimmig. Es ist nicht so, dass da nur weniger Probleme sind, sondern es ist einfach alles richtig, und das ist unser natürlicher Zustand. Es ist nicht unser natürlicher Zustand in so einem halbeingeschlafenen Zustand herumzulaufen und uns dann an jedes mögliche Problem ranzuheften.
Es ist unser ganz großer Wunsch dich mitzunehmen auf diese Reise, die notwendig ist, damit dieser andere Bewusstseinszustand aufgefunden wird, dass er erreicht wird, dass dieser Switch wirklich geschieht.
Bei all dem Suchen und Sich-Ausrichten auf diese Erfahrung, die den Schleier wegzieht, sollte man das Leben nicht vergessen. Das Leben an sich, das alltägliche Leben ist SPIRITUALTÄT, es birgt alles, was wir brauchen. Unserer Erfahrung nach sind Übungen während der alltäglichen Aktivitäten besonders wirksam. Wir müssen nicht im Rückzug aus dem Leben unser wahres Selbst verwirklichen. In der Aktivität, im Handeln in der Welt geht es genauso gut und es geht vielleicht sogar leichter oder schneller. Denn der Widerstand gegen das Leben ist das, was Erwachen verhindert. Du verhinderst dich selbst, wenn du dich im Widerstand gegen das Leben befindest, weil du das Leben bist.
Und deshalb ist es gut zu untersuchen, was hindert dich daran das Leben zu lieben, was hindert dich daran rauszugehen und Freude zu empfinden, das Leben zu empfangen und dich darin zu bewegen? Denn hast du das Leben erstmal in dir vervollkommnet, dann ist es nur ein kleiner Schritt zum Erwachen. Wenn du allerdings im Widerstand gegen das Leben bist und dich deshalb zurückziehst und du deshalb auch erwachen möchtest, dann ist das schwierig, weil du dich von dir selbst zurückziehst, von dem, was du bist. Innenschau ist gut, aber du kannst das auch in der Aktivität, im Alltag machen. Du kannst in der Aktivität einmal versuchen keinen Millimeter von dir abzurücken, von dem, was du bist. Rücke keinen Millimeter von dieser Instanz ab, die wahrnimmt. Während jeder Aktivität. Bemerke die Instanz, die wahrnimmt. Werde dir bewusst, was das ist, was da wahrnimmt und richte die Aufmerksamkeit darauf. Nicht auf das Wahrgenommene draußen, sondern auf das, was wahrnimmt. Untersuche einmal das, was da wahrnimmt. Was hat das für eine Qualität? Wenn du alle Gefühle und Sensationen wegnimmst, was bleibt denn dann übrig?
@ Ludmilla und Roland