Wir befinden uns mitten im Dschungel in Thailand.
Eine Bruthitze umgibt uns.
Meine Freundin Tanja und ich haben beschlossen, heute einen „kleinen“ Spaziergang zu machen. Zu einem See.
Der Weg wurde mir erklärt, so dass ich prahlerisch behaupte, ihn zu kennen.
Nach über einer halben Stunde – mir wurden 20 Minuten vorhergesagt – weit und breit kein See in Sicht.
Endlich kommt uns jemand entgegen. Eines dieser Stinkemopeds mit Beiwagen, die aussehen, als ob sie sofort in alle Einzelteile zerfallen würden. In einem Höllentempo. Es gelingt mir den Fahrer anzuhalten. Sein Bremsen verursacht eine Dreckwolke um uns herum.
„Can you tell us the way to the lake?”
Der Fahrer gibt uns in einem radebrecherischen Thai-Englisch die ersehnte Info.
Nach einer weiteren halben Stunde, wir haben mittlerweile nochmal zwei Mopeds angehalten und den See immer noch nicht gefunden, wird es uns ein wenig mulmig. Und immer heißer.
Uns dämmert: Die Befragten haben nur Bahnhof verstanden.
Thais empfinden es einfach nur als total unhöflich, keine Auskunft zu geben. „Eigentlich“ würde es der Wahrheit entsprechen. Zu sagen „I don´t understand“ oder noch schlimmer „I don´t know.“, kommt für sie auf keinen Fall in die Tüte.
Andere Länder andere Sitten?
Wie oft erlebe ich ähnliches in Deutschland, Nicht nur im Business-Dschungel auch im privaten Umfeld. Lieber irgendwas zusammenschummeln.
„Ach, ich hab tooootal vergessen, Sie in CC zu setzen!“
„Die Info habe ich auch erst heute bekommen.“
„Dass Herr Bölke jetzt das Projekt bekommt, hat rein gar nichts mit ihrer Performance zu tun!“
Dabei ist Transparenz und Wahrhaftigkeit eine der wichtigsten Qualitäten in der Kommunikation. Und für jedes Team und jede Beziehung Gift, wenn sie nicht vorhanden ist.
Warum meiden dann so viele Menschen Wahrheit und Transparenz wie der Teufel das Weihwasser?
5 „gute“ Gründe:
• Aus Angst, als Versager oder „Nichtwisser“ dazustehen.
• Aus Angst nicht mehr gemocht zu werden (Liebesentzug) und nicht mehr dazu zu gehören (Ausgrenzung).
• Um jemanden in eine bestimmte Richtung zu beeinflussen.
• Bequemlichkeit – es könnte ja zu Diskussionen führen und kompliziert werden.
• Negative Konsequenzen vermeiden (Versetzung, Projektabnahme, keine Bonuszahlung, Kündigung…).
Nein, hier soll jetzt nicht die Moralkeule geschwungen werden. Zwischendurch mal lügen: “no ploblem”.
Angeblich lügen wir sowieso im Schnitt viermal am Tag.
Die Info, die immer noch kursiert, wir würden 200 Mal (!!!) am Tag lügen, völliger Schwachsinn! Eine blanke Lüge.
Langfristig gesehen ist die Wahrheit auf jeden Fall die bessere Option.
5 gute Gründe, die Wahrheit zu sagen:
• Fühlt sich einfach verdammt gut an. Vielleicht nicht immer im selben Moment und an der Oberfläche. Dafür so ganz tief in uns drin. Und ich zumindest, will mich nicht oberflächlich gut fühlen, sondern deep dive mäßig.
• Ist total fair unseren Mitmenschen gegenüber. Wie heißt es so schön: „Was du nicht willst das man dir tut das füg auch keinem anderen zu“. Es sei denn, du findest es cool, angelogen zu werden. Dann hau rein und lüg ab sofort, dass sich die Balken biegen.
• Den Weg der Wahrheit zu gehen, (vor allem auch sich selbst gegenüber!) lässt uns innerlich wachsen und reifen
• Wir bekommen zu einem Großteil unser eigenes Verhalten im Außen gespiegelt. Heißt: Wenn du selbst wahrhaftig und transparent kommunizierst, wirst du längerfristig Menschen in dein Leben ziehen, die dir mit Transparenz und Wahrhaftigkeit begegnen. Das ist kein Hokuspokus, das ist reine Physik!
• Du musst dich nicht mit einem schlechten Gewissen abquälen. In den Spiegel schauen is’ ab sofort richtig geil. So bist du ein gutes Vorbild. Beste Chance übrigens auf richtig coole und erfolgreiche Zusammenarbeit und eine tolle Atmosphäre im Team, der Beziehung, der Familie…
Eh voila!
Beim nächsten Mal, wenn du dich um ne klare Ansage rumschummeln willst: halte kurz inne, frage dich, wovor du grade Schiss hast, schau dir die fünf „guten Gründe“ an und ändere deinen Kurs.
Beweg deinen Hintern, verlass deine Komfortzone und sei MUTIG!
@ Betty Hensel
Fotonachweis: unsplash.com / @Ömürden Cengiz