Als die Sache vor 10 Jahren aufkam, konnte ich damit nicht viel anfangen.
Es ist mir heute beinahe ein bisschen peinlich.
Ich rede von Thema Achtsamkeit.
Ich gebe es zu, ich habe es zuerst nicht verstanden.
Ich dachte, es wäre nur wieder eine neue Sau, die durchs Dorf getrieben wird.
Wo eine Selbstverständlichkeit zu einer riesigen Sache aufgeblasen wird.
Aber irgendwann hat es dann Klick bei mir gemacht.
Weil ich verstanden habe, was es wirklich bedeutet.
Achtsam zu sein.
Das bedeutet: Du bist besser für dich selbst da.
Nehmen wir mal an, du bist überfordert von etwas.
Dann würde ein weniger achtsamer Mensch in den Stressmodus schalten.
Oder sich die Droge seiner Wahl reinziehen.
Oder sich selbst Vorwürfe machen, weil man jetzt gerade Stress spürt, den man gar nicht gebrauchen kann, um gut zu funktionieren.
Ein achtsamer Mensch macht es anders.
Er würde erst einmal tief durchatmen und zu sich selbst sagen:
Oha! Das ist ja ein schönes Exemplar von Überforderung, was ich da gerade spüre.
Hallo Überforderung, altes Haus. Setz dich mal hin. Nimm dir einen Tee und einen Keks. Ich bin gleich bei dir und dann quatschen wir mal eine Runde.
Achtsamkeit bedeutet, du begleitest dich selbst besser durch deinen Alltag.
Du bist für dich da.
Du bist bei dir.
Du gehst besser mit dir selbst um.
Mit deinen Gefühlen.
Mit deinen Bedürfnissen. Auch mit den unerfüllten Bedürfnissen, die dir gerade Unwohlsein bereiten.
Und auch mit deinen Gedanken, Sorgen, Zweifeln.
All diese inneren Geschichten dürfen erst einmal da sein und sie werden auch nicht zu ernst genommen.
Die Sache lieber zuerst in Ruhe anschauen. Schauen, ob es nur etwas Flüchtiges ist. Oder ob es Bestand hat. Sodass ich mich darum kümmern muss.
Insofern hat Achtsamkeit auch viel mit Gelassenheit zu tun.
Weil du nicht gleich sofort ein Fass aufmachst, wenn dir mal ein Pups quer sitzt.
Du bist langsamer und bewusster unterwegs.
Weil du die Dinge erst einmal in dir selbst klärst, bevor du etwas nach außen trägst.
Bevor du dich beschwerst. Oder bevor du jemanden eine Grenze setzt.
Und wenn du etwas nach außen trägst, weißt du dann, was mit dir los ist. Du kannst dich klar ausdrücken.
Weil deine Achtsamkeit dir Klarheit gebracht hat.
Weil du dein Innenleben besser verstehst.
Wenn du das auch möchtest, dann erinnere dich selbst öfter im Alltag, deinen Blick nach innen zu richten.
Erinnere dich mit einer App oder mit einem Stein in der Hosentasche.
Und dann fragst du dich:
Was fühle ich gerade? In was für einem Zustand bin ich gerade? Wie geht es mir gerade?
Und das, ohne dich selbst zu bewerten oder etwas deswegen zu tun.
Einfach nur hinschauen und die Sache noch ein bisschen bewusster erleben.
Das Gefühl oder den Zustand richtig einsaugen.
Erstaunlicherweise verschwinden dann viele unangenehme Gefühle. Einfach, indem wir uns erlauben, die Gefühle voll und ganz zu erleben.
Das Gleiche gilt auch für viele Zweifel oder Sorgen.
Einfach mal zulassen, ohne sie zu ernst zu nehmen.
Statt sie zu verdrängen oder uns selbst abzulenken.
Das ist Achtsamkeit.
Wenn du achtsamer bist, kannst du dein Leben und deinen Alltag einfach viel mehr genießen.
Es ist wahrscheinlich die beste Art, durchs Leben zu gehen.
@ Ralf Senftleben
Fotonachweis; unsplash.com / @Lina Trochez