Der erste Schritt, den viele Menschen beim “Annehmen” übergehen.
Ich schreibe hier ja sehr oft etwas von “Annahme”.
Davon, dass du “annehmen” sollst, was da ist.
Warum? Ganz einfach: Weil es keinen Sinn macht, etwas “nicht haben” zu wollen, was gerade schon da ist. Und weil es sich nicht gerade gut anfühlt, sich selbst zu verurteilen.
Achso und der Grund, warum ich das Thema hier überhaupt anschneide, fehlt noch:
Weil es nicht immer so einfach ist, wie es ausgesprochen ist!
Jeder kann sagen “Nimm doch einfach an, wie es dir geht und mach dich selbst nicht so fertig!”, aber so einfach ist das dann meistens doch nicht.
Das weiß ich, das weißt du. Sich selbst annehmen lernen ist manchmal ganz schön schwer.
Und selbst, wenn man es schon ein paar Mal geschafft hat, wird es immer wieder Rückschläge geben.
Zeiten, in denen wir es einfach nicht hinkriegen, uns selbst verurteilen und das, was gerade da ist, nicht annehmen können.
Und einen dieser Gründe, warum das manchmal passiert oder warum es am Anfang schon schwer ist, möchte ich heute ansprechen:
Wir haben gelernt, immer nach außen zu schauen.
In den Nachrichten, in denen wir erfahren, was woanders passiert. Im Vergleich mit anderen, der uns zeigt, wo wir anders sind, als andere Menschen.
Dabei haben viele von uns eine Sache verlernt:
Nach innen zu schauen.
Bei sich zu bleiben.
Bestes Beispiel:
Jemand macht dir einen Vorwurf.
Bei den meisten Menschen geht die Reaktion nun in eine von zwei extremen Richtungen:
Richtung 1: Du fühlst dich schlecht. Du verurteilst dich für den Fehler oder dafür, dass du es nicht geschafft hast, den anderen vom Gegenteil zu überzeugen.
Richtung 2: Du verurteilst dein Gegenüber. Für seine Unwissenheit. Für seine angreifenden Worte. Für seinen Tonfall. Für vergangene Fehler, die ihn “ja gar nicht berechtigen”, dir so einen Vorwurf zu machen.
Das sind beides eher wenig hilfreiche Reaktionen.
Vielleicht hast du aber auch schon etwas über Annahme gehört und versuchst das nun umzusetzen. Dann sagst du dir vielleicht:
“Okay, ich akzeptiere, dass ich einen Fehler gemacht habe.”
“Ich akzeptiere, dass ich den anderen enttäuscht habe.” oder
“Ja, ich akzeptiere, dass mein Gegenüber ein Idiot ist und die falschen Worte gebraucht hat.”
Okay, das letzte Beispiel ist ein wenig übertrieben 😉 Aber ich denke, du verstehst, was ich meine.
Denn auch das ist eine wenig hilfreiche Reaktion. Warum? Weil du nicht bei dir geblieben bist.
“Aber Arne, ich bin doch bei mir geblieben! Ich versuche doch, meinen Fehler zu akzeptieren!”
Ja, schon. Aber ein Fehler ist nicht in dir. Genaugenommen gibt es einen Fehler gar nicht.
Ein Fehler ist eine Bewertung.
Keine Realität, sondern eine Bewertung eines äußeren Umstandes, die jeder Mensch anders vornimmt, weil auch jeder Mensch unterschiedlich ist und eine unterschiedliche Vorgeschichte hat.
Das Gefühl, das du fühlst, das ist aber in dir!
Wut auf den anderen.
Trauer.
Enttäuschung.
Diese Gefühle, die sich in dir zeigen. Als Ziehen in deiner Brust, als Kloß im Hals oder als Stein in deinem Bauch zum Beispiel.
Dort sollte Annahme beginnen.
Nimm an, dass deine Gefühle da sind. Fühle sie. Erlaube ihnen tief atmend, da zu sein.
Das Außen interessiert nicht.
Nur das Innen ist interessant. Denn dort fühlst du.
Nimm deine Gefühle an und lenke deinen Fokus nicht nach Außen.
Denn nur dann kann Annahme bewirken, dass du diese Situation wirklich verarbeiten kannst. In deinem Inneren.
@ArneTempel – Der Depressionscoach
Fotonachweis: unsplash.com / @ Minh